Was man über Savannakhet wissen sollte

Die Stadt Savannakhet liegt direkt am Mekong und gilt als wichtige Handelsstadt zwischen Thailand und Vietnam. Mit ihren ca. 120.000 Einwohnern bildet sie die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Stadt ist berühmt für die That Ing Hang Stupa, eine der wichtigsten und bekanntesten Pilgerstätten in Laos. Die Stadt beherbergt eigentlich so gut wie keine Sehenswürdigkeiten und wird daher meist nur als Zwischenstopp genutzt. Schade eigentlich, da man von Savannkhet aus sehr schöne Ausflüge in den Nationalpark Phou Xang He und Dong Phou Vieng machen oder aber dort einfach nur das Leben am Mekong auf sich wirken lassen kann.

Im Prinzip war die Stadt auch für uns nur als Zwischenstopp gedacht, da uns die Busfahrt von Vientiane nach Pakse, unserem nächsten Ziel, zu lange gedauert hätte. Savannakhet klang für uns so verlockend wie saure Gurken zum Frühstück. 😃 Dementsprechend hatten wir mal wieder keinen Plan was uns dort eigentlich erwarten würde. Wir sollten aber eines Besseren belehrt werden.

Arbeiter im Reisfeld

Die unglaubliche Busfahrt von Vientiane nach Savannakhet

Bereits die Busfahrt schien ein Vorgeschmack auf etwas Unübliches und Ungeahntes zu sein. In unserem bisher vollsten Bus, wurden uns Plätze in einer der letzten Reihen zugeteilt. Schon die Ventilatoren über uns und die nach rechts und links nicht zu öffnenden Fenster nahmen uns sprichwörtlich in den Schwitzkasten. Als dann aber auch noch während der Fahrt weitere Passagiere an völlig zufällig gewählten Orten hinzustiegen und die Anzahl der verfügbaren Sitze schnell erschöpft war, wurde es heißer und heißer und wir mal wieder überrascht. Wir wären ja nicht in Südostasien unterwegs, dem Mekka der Life-Hack-Spezialisten, wenn sich da nicht noch was machen ließe. Also wurden drei Personen auf zwei Sitze verteilt und ab der hintersten Reihe im Bus Plastikstühle nach vorne hin aufgereiht, auf denen sich die restlichen Hinzugestiegenen verteilen konnten. Wenn es denn bei dem Rest geblieben wäre. Letztendlich starrten wir für die weiteren fünf Stunden Busfahrt völlig perplex auf ca. 15 Mitreisende, die im vorderen Mittelgang stehen mussten. Wie gut, dass uns nur heiß war.

Bus nach Savannakhet

Die Fahrt hielt aber noch weitere Überraschungen parat. Während einiger Stopps, an denen Fahrgäste zu- und aussteigen konnten, drängten sich massenweise laotische Ladies in den Bus. Normalerweise steht die Hälfte der Damen draußen vor den Fenstern und vielleicht nur ein bis zwei Damen im Bus, um die Ware anzubieten und zu verkaufen. Da sich unsere Fenster aber nicht öffnen ließen, verwandelte sich einfach mal fix der Rest des Mittelgangs in einen reinsten Essensbasar. Asiaten scheinen oft, viel, und ja, eigentlich dauerhaft zu essen. Die Versorgung mittels kompletten Hühnchens und gekochten Eiern am Stock, oder Tütensuppen und Früchten im Bus sollte daher besser aufrechterhalten und nicht unterbrochen werden. Man könnte ja „verhungern“ zwischen den ca. einstündlich stattfindenden Stopps. Also immer alle rein, rumschreien, mit Hühnern am Stock wedeln, Geld annehmen, Wechselgeld abgeben und sich durch den bereits völlig verstopften Mittelgang quetschen. Das ging bloß sechs Mal so. Nicht der Rede wert 😊.

Essen im Bus

Kurz vor Savannakhet hielten wir noch einmal an einer gefühlt ausgestorbenen Tankstelle, an der nur ein weiterer Bus zu sehen war. Beinahe als einzige Touristen im Bus waren wir nicht darauf gefasst, umsteigen zu müssen und hatten somit die laotische Ansage schön überhört. Während der andere Bus schon in Bewegung war, kam unser Busfahrer nochmals in den Bus gerannt und schrie „Savannakhet“. Shit! Im Eiltempo packten wir unsere sieben Sachen, stiegen raus aus Bus Nr.1, sammelten schnell unsere Backpacks ein und flitzten entschuldigend in Bus Nr. 2, der sich immer noch leicht fortbewegte. Kurz über die zentnerschweren Reissäcke im Mittelgang geklettert, fanden wir dann noch in der letzten Reihe einen Platz. Geschafft! 20 Minuten später kamen wir dann am Busbahnhof in Savannakhet an. Die Fahrt von Vientiane nach Savannakhet hat übrigens 110.000 KIP, ca. 13 Euro pro Person, gekostet.

Mit Zufall ins beste Zimmer bisher

Aufgrund der späten Ankunftszeit hatten wir vorab online eine Unterkunft gebucht. All dies ohne große Recherche und ohne vorab ein Bild gesehen zu haben, da das Internet kaum funktionierte. Ein Tuk-Tuk Fahrer mit positiver Einstellung zum Feilschen brachte uns dann vom Busbahnhof zu dem Sala Thongyon Guesthouse. Volltreffer! Die Eigentümerinnen, zwei laotische Schwestern, haben dort eine absolute Oase erschaffen. Kleine moderne Hütten inmitten üppiger Vegetation, die sich manchmal in den Weg der Hängematten vorwagt und das Licht der Sonne magisch erscheinen lässt. Fahr hin, sieh es dir an und werde glücklich (solange du nicht auf Internet angewiesen bist 🙂 )!

Die Chefin, die englisch-sprechende der beiden Schwestern, war wie eine Mutter. Sie kümmerte sich sorgend um unser Wohl und freute sich über die Gesellschaft die wir ihr leisteten. Eines Abends wurden wir beim Verlassen der Unterkunft gebeten für ein Foto zu posen. Ein frisch gefangener Fisch auf einem Eimer wurde uns stolz als „Kulisse“ präsentiert. Klar, vielleicht werden wir irgendwann Stars auf der TripAdvisor Seite des Sala Thongyon Guesthouse.

Sara Martin Fisch Eimer

Tatendrang in Savannakhet – Endlich wieder beweglich

Nachdem wir „endlich“ wieder richtig laufen konnten (nach dem Unfall in Luang Prabang), haben wir direkt am Abend noch eine kleine Erkundungstour durch Savannakhet gestartet und die Stadt sofort ins Herz geschlossen. Savannakhet ist so völlig anders als alle bisherigen südostasiatischen Städte, die wir gesehen haben. Klein, ruhig (und damit meinen wir die Menschen, den Verkehr, einfach Alles), auffällig sauber, strukturiert und irgendwie gefühlt 20 Jahre weiter als der Rest von Südostasien.

Eine Stadt mit tollem Charakter und noch tolleren Menschen, wenn wir während unseres Spazierganges nicht über das „Aber“ gestolpert wären. Die Hunde! Eigentlich sind wir es während der gesamten Reise gewohnt gewesen, nur hart chillende und an die asiatische Kultur angepasste Hunde zu sehen. Ha, aber nicht in Savannakhet. Keine Ahnung was hier mit den Hunden los ist, aber selten hatten wir so Angst gebissen zu werden. Mit einer Aggressivität und dem Hang zur Rudelbildung gehörte die Stadt tagsüber den Menschen, nachts aber den Hunden.

Der Drahtesel – Des Menschen bester Freund

Nach dem Jungfernspaziergang am Vorabend standen uns nun die Pforten für die schmerzfreie Jungfernfahrt in den Fahrradhimmel offen. Zwei Drahtesel, die eher für Kinder gedacht waren, stellten unser Fortbewegungsmittel dar. Ungeachtet der zu kleinen Fahrräder waren wir so froh wie lange nicht mehr. Weg vom Roller und hin zum nachhaltigen Reisen.

Ziegen am See Savannakhet

Ein französisches Pärchen hatte uns auf einen See aufmerksam gemacht, der ca. 9 Kilometer von unserer Unterkunft entfernt lag. Kaum aus der Stadt raus und modern per GPS und Google Maps geführt, wurde die Landschaft ländlich, die Häuser seltener und die Menschen sogar noch freundlicher als in Savannakhet City. Die meist geschotterte Straße war zwar oft kein Zuckerschlecken, besonders wenn das Knie beim Fahren bis an die Ohren reicht, entlohnte aber mit ihrer malerischen Route.

Besondere Eindrücke während der Fahrradtour

Die Fahrradtour um Savannakhet entwickelte sich während der geschafften Kilometer zunehmend eindrucksvoller und interessanter. Eine schöne bunte Welt, in der man vom vielen „Oh“ und „Ah“ sagen schnell high und von den heranpirschenden Hunden aber auch schnell wieder clean wird. Vielleicht waren wir in diesem Fall auch selber schuld, da wir eine nicht gekennzeichnete Abkürzung durch Gestrüpp, etc. genommen hatten. Jedenfalls kamen wir auf diesem Weg an zwei Häusern vorbei, in denen drei zähnefletschende Hunde auf uns warteten, uns aggressiv verfolgten und Martin sogar fast in die Wade bissen. Mit den Knien an den Ohren strampelten wir so schnell es ging ins Weite und wurden die zahnreichen Verfolger zum Glück nach einigen hundert Metern und einem gehörigen Schrecken los.

Kids auf dem Schulhof

Auf der weiteren Route folgte ein Reisfeld dem Nächsten, ein kleines Dorf dem Anderen und viele Eltern mit ihren Kindern am Wegesrand. Diese bescherten uns die schönsten Eindrücke an diesem Tag. Wir kamen gar nicht mehr aus dem Hände klatschen und zuwinken heraus. Von überall her hörten und sagten wir Sabaidee, untermalt mit dem vorbehaltlosen Lachen der laotischen Kinder und Familien. „Sabaidee“ (Hallo auf Laotisch) war an diesem Tag das meistgebrauchte Wort. Danke Savannakhet für dieses Erlebnis.

Wasserbüffel im See

Nachdem wir den Bungva See erreicht hatten, nutzten wir eine Holzplattform zum auszuruhen, See betrachten, Selfies schießen und die Anwohner beim Vertreiben der Wasserbüffelherde aus sicherer Distanz bewundern. Herrlich!

Die That Ing Hang Stupa – Unverhofft kommt oft

Danach führte uns die weitere Fahrt in ein kleines Dorf. Der dortige Sportplatz machte seinem Namen alle Ehre und bot Platz für bolzende Jungs mit Bayern München Trikots. Unweit davon entfernt befand sich dann die Tempelanlage, die wir besuchen wollten. Beim Schreiben dieses Beitrags stellte sich heraus, dass es sich dabei um die That Ing Hang Stupa handelte, die bedeutende Pilgerstätte von Laos. Durch Zufall gelangten wir durch den Hintereingang in die kleine Tempelanlage und bemerkten erst beim Verlassen, dass der Eintritt pro Person bei 5.000 KIP, ca. 0,60 Euro, lag.

That Ing Hang Stupa

Da es bereits Nachmittag war, gönnten wir uns in dem Dorf noch eine laotische Hühnersuppe, um uns für die Rückfahrt zu stärken. Viele Sabaidees später kamen wir von der eigentlichen Strecke der Hinfahrt ab und wurden auf der neuen Route somit erneut von teilweise skurrilen Eindrücken überrascht. Dazu gehörten z.B. große, auf dem grünen Mittelstreifen zwischen zwei Fahrbahnen und direkt vor Behördengebäuden aufgebaute Hüpfburgen, auf denen Kinder sich erfreuten und zu Elektromusik abtanzten. Ein perfektes Schauspiel.

Am Ende des Tages waren wir beide völlig geflasht von der Tour, da sie so anders war als das was wir bisher gesehen und erlebt hatten. Das zeigt noch einmal mehr, wie sehr es sich lohnt, sich einfach das Fahrrad zu schnappen und auf Erkundungstour zu gehen.

Savannahket Food Market

Abends ist in der Stadt nicht viel los. Eine Abwechslung und Ausnahme bietet der Savannahket Food Market nahe dem Mekong. Dort gibt es an zahlreichen Ständen für sehr günstige Preise leckeres Essen sowie prima 1 Liter Shakes. Auf demselben Gelände befinden sich ebenfalls Restaurants, die hier oder da Live-Musik im Abendprogramm anbieten. Klein und überschaubar kann man sich hier im Food Market unter das lokale Volk mischen, um traditionelle Spezialitäten zu sich zu nehmen und den Abend ausklingen zu lassen. Shakes kosten hier nur 8.000 KIP (knapp 1 Euro) und die Preise für die Gerichte reichen von 0,20 € bis hin zu 6 €.

Savannakhet Food Market

Kirchen und Besonderheiten

Das Savannakhet anders ist, hatten wir bereits erwähnt. Ein weiteres Merkmal dafür sind zum Beispiel auch die in der Stadt vorzufindenden (katholischen) Kirchen. Eine davon befindet sich direkt in der Nähe vom Food Market. In einem vorwiegend buddhistisch geprägten Land war das eine bisher ungesehene Ausnahme, die natürlich auch unser Interesse weckte. Beim Betreten war diese leider eher spartanisch ausgestattet, prunkvolle Altare und Wandmalereien suchte man hier vergebens.

Fazit:

Es ist klasse, dass die Stadt kaum Sehenswürdigkeiten, Bars oder Partyplätze vorzuweisen hat, da man auf diese Weise das wahre Leben am Mekong erleben kann. Savannakhet ist genau der richtige Ort zum Entspannen und lädt für Tagesausflüge in die Natur ein. Die positive und freundliche Stimmung der Einheimischen ist ansteckend und macht einen Besuch wert. Kleinstadt- und Naturliebhaber werden diese Stadt in ihr Herz schließen, nur die Hunde vielleicht nicht – das einzige kleine Manko der Stadt 😉

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