Sanfter Tourismus – So kannst du nachhaltiger Reisen

Was ist eigentlich Sanfter Tourismus?

Hast du bereits von sanftem Tourismus gehört? Wenn nein, bzw. nur flüchtig, möchten wir dir gerne in kurzen Ansätzen erklären worum es dabei geht, um eine erste Einsicht in das Thema zu erhalten. Genauere Definitionen, Aspekte und wichtige Bestandteile des sanften Tourismus werden dann im Laufe des Blogs immer tiefer und verständlicher hervorgebracht.
Im Prinzip versteht man unter dem Begriff, eine Art des Reisens sowie auch die Entwicklung von Tourismusangeboten, deren Ziel es ist, fair gegenüber Natur und GastgeberInnen zu handeln. Des Weiteren soll sanfter Tourismus der lokalen Bevölkerung nicht im Wege stehen, sondern wirtschaftliche Chancen bieten, kulturelle Identitäten berücksichtigen und die Umwelt nicht schädigen.

In den letzten Jahren hat sich der Begriff Nachhaltiges Reisen durchgesetzt, nicht zuletzt weil er in einem Leitbild der Vereinten Nationen vorzufinden ist. Weiterhin beschreiben aber die Begriffe Nachhaltiger Tourismus, Sanfter Tourismus sowie faires Reisen im Prinzip das Gleiche.

Entstanden ist der Begriff oder besser gesagt die Thematik auf dem UN-Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Dort wurde ein internationales politisches Leitprinzip erarbeitet, mit dem Ziel die Gesellschaft hinsichtlich ihrer Bedürfnisse zu befriedigen. Diese Bedürfnisse waren/sind ökonomischer, ökologischer, sozialer und kultureller Natur. Eine klare Definition hilft weiter und beschreibt die nachhaltige Entwicklung als: „eine Entwicklung die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Basierend auf diesem Leitkonzept passten viele touristische Organisationen ihre Ausrichtung an und entwickelten Konzepte für nachhaltigen Tourismus.

Wenn du mit dem Reisetrend gehen möchtest und gerne noch etwas Initiative zeigen willst, geht es im Wesentlichen darum folgende Punkte während deiner Reise einzuhalten:

1. Erlebe die Natur so intensiv und nah wie möglich
2. Nimm dabei jedoch so gut es geht Rücksicht auf Flora und Fauna, erlerne und verstehe sie
3. Pass dich so gut wie möglich an die Kultur des jeweiligen Landes an

Klingt erstmal einfach, oder? Sanfter Tourismus hat es aber ein wenig in sich, wie wir auch erfahren haben. Am Anfang und auch während einer Reise steht oftmals die Planung des Trips. Da geht es bereits los. Fragen wie: „Welche Unterkunft buche ich?“, „Wie werde ich übernachten?“, „Wie komme ich von A nach B?“, „Wie werde ich mich in die dortige Kultur integrieren?“ und viele weitere Fragen möchte man gerne unter Betrachtung nachhaltiger Aspekte beantworten können.
Wie kann ich mit sanftem Tourismus der Umwelt helfen?

  • Oberstes Ziel ist immer die Natur und Umwelt intakt zu belassen. Dazu zählen auch der Erhalt und die Verbesserung vorhandener Landschaften, wie z.B. Küsten, Wälder oder Wiesen. Viele Gebiete oder Länder verfügen über eine außergewöhnliche Artenvielfalt, wenn wir da z.B. an den Regenwald auf Papua Neuguinea denken. Diese Vielfalt gilt es zu fördern. So kannst du auch deinen Beitrag zu regionalen Klima-, Umwelt- und Tierschutzprojekten leisten. *Link zu Aktionen
  • Den Deutschen wird ja gern nachgesagt, dass sie sauberkeitsliebend sind – warum also auch nicht im Urlaub? Es muss ja nicht überall so smogverhangen wie in den Großstädten Chinas aussehen. Weniger Luftverschmutzung oder auch Lärmemissionen können dazu beitragen das wir frischere Luft atmen können (und dein Haustier auch 🙂 ).
  • Reduziere den Abfall den du erzeugst während du auf Reisen bist. Besonders an Plastik erkrankt der Planet mehr und mehr.
  • Ressourceneffizienz – ein klasse Wort, oder? Damit ist gemeint dass man knappe oder nicht erneuerbare Rohstoffe/Ressourcen nicht verschwendet bzw. deren Nutzung minimiert. Das gilt auch für touristische Zwecke oder Belange wie z.B. Unterkünfte, Essen etc.
  • Unterstütze Klimaschutzprojekte auf nationaler, regionaler oder betrieblicher Ebene. Auch bei Firmenreisen kann z.B. CO2 eingespart werden.

Welche finanziellen Ziele verfolgt sanfter Tourismus?

  • Stell dir vor, es gibt viele Eco-Unterkünfte und keiner kennt sie oder übernachtet dort. Schade um den ganzen Aufwand oder? Deshalb ist es wichtig, dass Projekte die den sanften Tourismus fördern auch finanziell tragbar bleiben.
  • Sharing is caring, die Aussage ist bekannt, wird jedoch viel zu selten umgesetzt. Du kannst auch dazu beitragen, dass mehr Geld bei lokalen Anbietern ankommt (mehr dazu hier *LINK)
  • Sanfter Tourismus bedeutet auch Arbeitsplätze vor Ort unter fairen Bedingungen zu generieren. Fair bezahlt werden möchtest auch du für deinen Job – warum sollten es dann diejenigen, die dir den Urlaub versüßen nicht ebenso? Auch die Möglichkeit Job und Familie zu vereinbaren hat einen hohen Stellenwert, genauso wie Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Gleichberechtigung soweit das Auge reicht, gilt auch in Bezug auf die finanziellen Ziele des sanften Tourismus. Möglichst viele Städte, Regionen etc. sollten sowohl ökologisch, ökonomisch als auch sozial von den Auswirkungen des Tourismus nachhaltig profitieren.
    Soziale/Kulturelle Ziele die man mit sanftem Tourismus erreichen kann
  • Keep it real ist wohl die Kernaussage. Touristen möchten möglichst regionale und typische Urlaubsmomente erleben. Dazu trägt auch die Sicherheit während der Reise bei.
  • Bei der Planung und Umsetzung von Tourismus-Projekten sollte die lokale Bevölkerung immer involviert werden.
  • Die Lebensqualität in vielen Destinationen kann durch sanften Tourismus noch gesteigert werden, z.B. durch die Förderung des Gemeinwohls basierend auf einer verantwortungsbewussten Nutzung vorhandener Ressourcen. Am besten so, dass auch für spätere Generationen keine Nachteile entstehen.
  • Kulturelles und historisches Erbe wie Traditionen werden beachtet um die regionale Identität zu stärken.
    Beispiele für sanften Tourismus

Bookdifferent.com ist eine Initiative von booking.com um nachhaltige Unterkünfte zu vermieten. Darüber haben wir auch bereits einige Hostels, Homestays und dergleichen gebucht. Praktisch ist, dass bereits vorab gezeigt wird wie hoch der CO2 Ausstoß pro Nacht und Person ist. Dadurch kann man die Unterkünfte so filtern das diejenigen mit dem geringsten Carbon-Footprint als erstes aufgelistet werden. Eine weitere Möglichkeit sich an nachhaltigen Projekten zu beteiligen ist z.B. die Thailändische Website Agro Tourism (http://www.teata.or.th), die es speziell Thailandreisenden ermöglicht ihren Beitrag zu sanftem Tourismus zu leisten. Für diejenigen die es auch ein wenig anspruchsvoller mögen und nicht in Backpacker Hostels übernachten möchten, bietet Good Travel (https://goodtravel.de/) eine Alternative um sozial, fair und nachhaltig im Urlaub zu nächtigen.

Kayaken in Koh Lanta - Sanfter Tourismus am Beispiel
Mit dem Kayak anstatt mit dem Motorboot durch die Mangroven – Koh Lanta

Sanfter Tourismus Pro & Contra

Was spricht denn nun eigentlich für oder auch gegen den sanften Tourismus? Ein Problem das durchaus recht schnell auffällt ist, dass sich unter den Anbietern nachhaltiger Tourismusprojekte auch schwarze Schafe tummeln. Oftmals wird der Begriff als Teil des sogenannten „Greenwashing“ benutzt, also um die Produkte, Unterkünfte und dergleichen „grüner“ wirken zu lassen als sie es sind. Das Interesse und Bewusstsein der Touristen hat sich in den letzten Jahren verändert. Auch wir sind mehr darauf bedacht, unseren „Fußabdruck“ klein zu halten.

Manchmal kann es sogar sein, dass auf das Etikett „Sanfter Tourismus“ verzichtet wird, da sonst ein Standort oder ein Hotel sozusagen einen Stempel aufgedrückt bekommt, der dazu führt, dass die Wirtschaftlichkeit sinkt. Oft wird der Begriff noch mit erhöhten Preisen assoziiert, was aber längst nicht mehr der Fall ist. Allerdings muss es nicht immer bedeuten das Unterkünfte etc. auch gleich teurer sind, nur weil sie als nachhaltig bezeichnet werden oder dem sanften Tourismus zugutekommen.

Ein klarer Pluspunkt für das Konzept ist die anhaltende Diskussion die es ausgelöst hat. Das Bewusstsein nicht nur der Reisenden sondern auch der Politiker hat sich in den letzten Jahren erweitert. Es ist nun nicht mehr egal, wann und wo man Urlaub macht, sondern wie!

Es ist aber nicht alles Gold was glänzt. Auch sanfter Tourismus benötigt weiterhin Einnahmen, wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt. Wie sollen Missstände beseitigt werden, wenn das Geld dazu fehlt? Naturschutzgebiete oder Belastungsgrenzen für sensible Landschaften können nur errichtet und eingehalten werden, wenn sie finanziell möglich sind.

Wenn wir sanften Tourismus so fördern würden wie den Massentourismus würde er bald mit diesem gleichgesetzt werden. Somit ist also nachhaltiges und qualitatives Wachstum wichtig. Nachhaltiger Tourismus ist, wenn man es ganz genau nimmt, eigentlich nur in der Umgebung des Heimatortes möglich. Selbst Bahnfahrten, Mitfahrgelegenheiten oder besonders Kreuzfahrten und Flüge belasten den Planeten mit CO2 Ausstoß.

Sanfter Tourismus vs. Massentourismus

Was ist eigentlich Massentourismus:

Das Konzept Massentourismus „beinhaltet das tätigen kurzfristiger Investitionen in Infrastruktur um eine möglichst breit gefächerte Käuferschicht anzusprechen. Das Wohlbefinden der Kunden und geringe Preise sind die primären Ziele. In den Urlaubszielen sind meistens importierte Lebensstile vorzufinden (Bsp. Teile Mallorcas). Der Massentourismus zeichnet sich dadurch aus, dass zahlreiche Hotels (sog. „Bettenburgen“) und Unterhaltungseinrichtungen das Stadtbild des Zielortes bestimmen. Den Touristen wird auf diese Weise ein festes Programm geboten, was den Urlaub als passiv und bequem gestaltet.“ (Quelle: Lexikon der Nachhaltigkeit, https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/harter_tourismus_massentourismus_2010.htm)

Unterkünfte die dem sanften Tourismus zugeschrieben werden, zeichnen sich nicht immer durch höhere Kosten für die Touristen aus. Vielmehr kann die Nachhaltigkeit z.B. durch zusätzliche Isolierungen oder Solarzellen/Solarkollektoren erzielt werden. Auch der Komfort muss nicht darunter leiden, nur weil man eine nachhaltige Unterkunft bucht. Ein klarer Vorteil von Unterkünften im Bereich sanfter Tourismus ist die Optik. Die Unterkünfte sollen sich harmonisch an ihre Umgebung anpassen, anstatt wie z.B. die sogenannten „Bettenburgen“ die oftmals wie Betonklötze in der Landschaft wirken. Regenerative Energiequellen, Abfallreduzierung oder das Einsparen von Trinkwasser bzw. von Wasser im Allgemeinen werden für viele Unterkünfte mehr von Bedeutung. Bei der Wahl der Einrichtung kann auf umweltschonendes Material geachtet und regionales Handwerk bevorzugt werden. Nachhaltige Unterkünfte sind auch mit entsprechenden Zertifikaten ausgezeichnet.

Wenn du sanft reist kannst du die negativen Auswirkungen wie z.B. durch den Massentourismus reduzieren und. Die Anreise kann und sollte mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich sein und Touristen sollten auf natürliche Art und Weise unterwegs sein, zu Fuß oder auch auf Reittieren Auch die Art des Urlaubs oder der Reise kann einen Unterschied machen. Anstatt Ballermann-Urlaub kann man auch mal einen Bildungsurlaub machen, indem man Umweltbildung in den Vordergrund stellt.