Grenzübertritt von Thailand nach Laos

Begonnen hatte alles mit unserer sehr frühen Abreise in Chiang Rai. Morgens um 5:15 Uhr brachte uns ein zuvor bestelltes Taxi zum innerstädtischen Busbahnhof. Von dort aus sollte ein lokaler Bus bis zur thailändischen Grenzstation, der Friendship Bridge, fahren. Die Brücke liegt etwas außerhalb von Chiang Khong, dem damaligen Grenzübergang, und ist noch recht neu.

Die Busfahrt war recht angenehm und kostete uns beide nur 130 Baht, ca. 3,50 Euro. Auch wenn die Beinfreiheit in dem etwas kleiner geratenen Bus ein wenig eingeschränkt war, waren wir doch inmitten von Einheimischen, einem Mönch und viel Gepäck unterwegs zu einem neuen Kapitel unserer Reise – Laos! Bei offenen Fenstern, einigen kurzen Stopps und einer kühlen Briese genossen wir die Fahrt ins Ungewisse. Da wir bereits morgens um sechs Uhr losgefahren sind und es meist erst gegen frühen Vormittag richtig warm wird, war eine dünne Jacke genau das richtige Utensil für den frischen, um die Ohren peitschenden Wind. Ein wundervoller Sonnenaufgang durch die grüne Berglandschaft sorgte des Weiteren nicht nur für die Erweiterung des geografischen sondern auch des emotionalen Horizonts. Herrlich, auf diese Art und Weise unterwegs zu sein, den umweltfreundlichen Part nicht zu vergessen 😉.

Slow Boat Pier Huay Xai Mekong

Grenze, ja? Wo lang? Da, Nein, Ja! Ah ok – Geschafft

Kurz vor Chiang Khong kam der Bus auf einmal zum Stehen. Es war mittlerweile neun Uhr und wir standen mitten im Nichts von fünf Tuk-Tuks umringt. Etwas unentschlossen, verschlafen und leicht durchgefroren stiegen wir nach mehrmaligen Anweisungen des Fahrers aus. Nach den ersten aufwärmenden Sonnenstrahlen kam dann langsam die Erkenntnis für weitere 2,70 Euro eines der Tuk-Tuks zur gewünschten Grenzstation zu nehmen. Dort angekommen gab es einen kurzen Reisepass-Check und kurz danach zwei uns anlächelnde Augen aus dem gegenüberliegenden Tickethäuschen. Ticket Nummer drei stand vor der Tür. Da es nicht erlaubt ist, die Brücke zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu überqueren, zahlten wir gerade einmal 1,40 Euro für den Transport mittels Reisebus, der uns samt Gepäck über den Fluss bringen sollte. An dem Schalter konnte man für das Visum ebenfalls noch schnell ein paar Baht in Dollar eintauschen.

Laos – Einreise und Visa on Arrival

Sabaidee Laos! Da waren wir also angenehm unkompliziert angekommen und füllten die vor Ort erhaltenen Formulare aus, um den Einreisestempel (Visa on Arrival) zu erhalten. Dann schnell zum Immigration-Schalter, wo Reisepass, Passbild, 30 Dollar pro Person und die Formulare geordnet abgegeben und ungeordnet angenommen werden. Wird schon irgendwie. 10 Minuten später war das dann auch bereits der Fall. Am besten wartet man am zweiten Schalter, an dem die Ausweise ohne einen Ton hochgehalten werden, um den Eigenen zu erkennen. Auf jeden Fall spaßig wenn dazu dann auch noch Frau mit Mann verwechselt wird! Zum signalisieren dann schnell die Hand heben und her mit dem alten Reisepass inklusive dem neuen Stempel. Here we Go!

Ein Slow Boat der Extraklasse

Nun mussten wir nur noch zum Slow-Boat Pier in Huay Xai kommen, da uns eine 2-tägige Slow-Boat-Fahrt nach Luang Prabang mit Zwischenstopp in Pakbeng bevorstand. 200 Baht (ca. 5,40 Euro) und ein weiteres Ticket und Tuk-Tuk später erreichten wir gegen 10 Uhr unser Ziel. Hier besorgten wir uns dann schnell die letzten Tickets für das Boot für umgerechnet 50 Euro und nutzten die verbleibenden eineinhalb Stunden zum Kontakte unter den Reisenden knüpfen und uns mit Verpflegung einzudecken.

Passagiere auf dem Slow Boat Mekong

Je ruhiger der Mekong floss, desto schneller nahm das Treiben der Touristen am Pier zu. Eher aus Zufall und weniger aus Planung trieb es uns schon ein wenig eher, aber zum Glück auch nicht viel eher zu unserem Boot, welches bereits komplett überfüllt war. Somit hatten wir das Glück auf ein weiteres, äußerlich genau gleich aussehendes aber dafür halbleeres Boot über zu steigen. Im Gegensatz zu den anderen Booten, in denen man wie im deutschen „Megabus“ knapp hintereinander gereiht mit wenig Beinfreiheit platziert wird, bekamen wir ein Boot mit jeweils Vierer-Kombo-Sitzen und einem Tisch in der Mitte. Was ein Komfort und Design hat uns da doch begrüßt! 😊 Am nächsten Tag sollte alles anders werden.

Ein erstklassiger Meditationskurs von Huay Xai nach Pakbeng

Tag eins der zweitägigen Mekongfahrt bestand darin, in perfekter Sitzposition die Landschaft zu genießen. Der Mekong bietet selbst in der Trockenzeit genügend Wasser, so dass neben mehreren Slow Boats auch weitere kleine Schiffe ihren Platz finden können. Alles hatte den Anschein vor sich hin zu treiben. Ohne Zwänge, losgelassen und ohne Zeitgefühl durchbrachen wir gemütlich die Grenzen von Zeit und Raum, freundeten uns mit Mitreisenden an und nutzten viele Szenen entlang des Ufers für tolle Aufnahmen. Das Tuckern des Motors, der sich langsam windende und fließende Fluss sowie die Hitze sorgten ebenfalls dafür, dass wir wie hypnotisiert auf „Wasser, Land und Leute“ blickten. In anderen Worten war es ein gelungener und abwechslungsreicher Meditationskurs auf dem Mekong.

Locals auf dem Mekong im Boot

Ein kurzer Aufenthalt in Pakbeng

Pakbeng ist ein kleiner Ort mit ca. 5000 Einwohnern und liegt direkt am Mekong. Hier hieß es nun anlegen, aussteigen, Unterkunft suchen und Gepäck schleppen. Gefühlt stand die Hälfte aller Einwohner direkt am Pier. In einem lauten Gewusel versuchte uns jeder seine Unterkunft anzupreisen und die der Anderen witzig und gekonnt schlecht zu machen. Recht schnell haben wir uns für ein Doppelzimmer in ruhiger Lage und nicht allzu weit entfernt vom Pier entschieden. Ein paar Mitreisende folgten uns und im Handumdrehen hatten wir eine lustige Truppe für den Rest der Fahrt kennengelernt.

Nach kurzem Check-In ging es mit knurrenden Mägen auf Restaurantsuche. Kleiner Ort, große Auswahl. Da wir Lust auf ein Restaurant mit Blick auf den Mekong hatten, landeten wir irgendwie in einem indischen Restaurant. Na toll, so funktioniert also der kulinarische Start in Laos – mit bestem ausländischen Essen! Ist ja nicht so, dass es direkt daneben nur so von laotischen Restaurants wimmelte. Was man nicht alles für eine gute Aussicht tut!

Blick von Restaurant auf Mekong Pakbeng

Da wir uns ein wenig später mit den anderen in der „Happy Bar“ verabredet hatten, folgte eine kleine aber feine Erkundungstour durch das mittlerweile stockdustere Dorf. In der Bar angekommen, stiegen dann fleißig unsere Promillewerte bei sich immer wieder wechselnden Musikwünschen und Mondschein über dem Mekong. Ach, was kann das Leben doch bunt, rund und genüsslich sein!

Wenn Insider Tipps doch nur was für Insider wären

Leicht verkatert ging es am nächsten Tag früh raus. Wir bekamen zufällig mit, dass man so früh wie möglich am Pier erscheinen sollte, um die besten Plätze zu erwischen. Also schnell noch frühstücken, das am vorherigen Abend bestellte Lunch-Paket abholen und mit schnellen Füßen zum Pier. Gesagt, getan und Überraschung – wir waren wohl nicht die Einzigen mit dem hervorragenden Insider Tipp, das erste Boot war bereits voll. Nun gut, nehmen wir halt das zweite Boot und sind wieder die ersten Passagiere. Nee! 10 Minuten und einige weitere auf das Boot zusteigende Touristen später stellten wir langsam fest, dass es wohl heute kein zweites Boot geben wird. Warum auch nicht einfach alle Touristen vom vorherigen Tag auf zwei Boote verteilen, sondern auf ein einziges quetschen?! Lustig! Shit, wieso haben wir nur so lange draußen gewartet?! 😃 So gingen also auch wir gemeinsam mit unsere Truppe auf das bereits aus allen Nähten platzende Boot.

Locals auf dem Slow boat

Erfindergeist und Durchhaltvermögen auf dem Slow Boat nach Luang Prabang

Beim Durchlaufen des Bootes erspähten wir vielleicht noch ein oder zwei freie Plätze, entschieden uns aber für den Gruppenzusammenhalt und gingen gemeinsam am riesigen und dröhnenden Motor entlang ins hintere Eck. Dieser Part, der eigentlich für die Besatzung und deren am Bord lebende Familien gedacht ist, wurde uns freundlich angeboten und dankend angenommen. Mit ein paar überreichten Kissen und Decken richteten wir uns also mit sechs Personen auf ca. 5m² unser kleines Domizil für die anstehenden acht Stunden Fahrt ein. Liegend, stehend, sitzend, essend, trinkend oder rauchend amüsierten wir uns immer wieder über unseren großzügigen Platz. Oftmals kamen auch noch andere Passagiere zum Rauchen hinzu, da es nur in diesem Bereich erlaubt war.

Martin auf dem Slow Boat

Mit der Zeit wurde das Boot immer voller und voller und auch die weiteren Passagiere richteten sich ihren Platz auf dem Boden ein. Durch die Umstände wurden die Beziehungen zu den anderen Leittragenden viel schneller auf freundschaftlicher Basis vertieft. Es wurde geteilt, geholfen und viel gelacht. Herrliche Fahrt, soviel steht fest 😉

Das nahende Unglück – Ein Haus, ein Boot, ein Crash

Während der weiteren Fahrt wurden immer wieder Stopps eingelegt, bei denen Locals ein- oder aber auch ausstiegen. Ebenso drehte sich das Boot immer mal wieder im Kreis um den Motor ein wenig zu entlasten. Bei einer weiteren Umdrehung hatte der Kapitän wohl das Heck ein wenig aus den Augen verloren. Dösend, in unserem Domizil am hinteren Eck sitzend, wurden wir auf einmal von einem ohrenbetäubenden Knall und kurz darauf von auf uns fliegenden Holzstücken geweckt. Unsere Slow-Boat-Holzkonstruktion hatte sich in das Wellblechdach eines auf dem Fluss schwimmenden Hauses verkeilt. Es knarrte, quietschte und kaum fünf Sekunden später war ein Teil des Daches von dem schwimmenden Haus völlig demoliert und eingerissen. Die Besitzerin kam schimpfend und völlig überrascht vom Lärm nach draußen gerannt um ihrem Unmut freien Lauf zu lassen. Ob der Kapitän dies mitbekommen hat? Keine Ahnung, die Drehung wurde einfach vollendet und die Fahrt fortgesetzt. Völlig perplex über das Geschehene blieben die Hausbesitzer also am Ufer zurück und mussten sich eigenständig schnell um den Schaden kümmern, da der Regen bald einsetzte.

Demoliertes Haus nach Slow Boat Unfall
Leider stark herangezoomt. Schäden kaum erkennbar

Ankunft in Luang Prabang

Nach ca. acht Stunden Fahrt erreichten wir endlich den ca. 10 km außerhalb von Luang Prabang liegenden Slow Boat Pier. Es war geschafft. Hatten wir uns am ersten Tag noch riesig über die anstehenden Stunden auf dem Mekong gefreut, waren wir nun doch recht froh, aus unserem 5 m²-Reich aufs Land zu gehen und die Fahrt zu beenden. 😉

Am Pier wurden wir natürlich schon von auf uns wartenden Tuk-Tuk Fahrern freudig begrüßt. Wir kauften uns nochmals ein Ticket für 20.000 KIP (ca. 2,40 Euro) pro Person und starteten, nachdem sich genügend Mitfahrer gefunden hatten, in die Innenstadt von Luang Prabang.

Fazit:

Die Slow Boat Fahrt über den Mekong ist definitiv eine gute Wahl für umweltbewusste Reisende und ist eine günstige Alternative zu den Bus-und Minivan Fahrten Richtung Luang Prabang. Bei einer hohen Anzahl von Passagieren wird das Boot bestmöglich genutzt und die CO2-Bilanz eines jeden Mitreisenden verbessert. Vielleicht wird der Platz manchmal tatsächlich ein wenig zu gut genutzt, ist aber auch nicht schlimm. Am Ende machen die traumhaften Ausblicke den Trip zu einem unvergesslichen und unglaublichen Erlebnis. Dazu kommt man bei dieser Art Fortbewegung viel schneller in den Kontakt mit Einheimischen und Rucksackreisenden. Steigt auf das Boot, lass Dich nicht abschrecken und mach deine eigenen Erfahrung – die Fahrt macht wirklich Spaß und ist dazu noch schön nachhaltig.

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