Was man über Vang Vieng wissen sollte
Die Kleinstadt Vang Vieng zählt gerade mal 25.000 Einwohner und liegt im Norden von Laos, ca. 6 Stunden von Luang Prabang und 4 Stunden von Vientiane entfernt. Für einige von Euch sollte die Stadt aufgrund des Tubings bekannt sein. Neben dem Tubing ist die Stadt aber auch für die dazugehörige Landschaft, besonders die Karstberge bekannt. Dort kann man Trekkingtouren unternehmen, sich verschiedene Lagunen ansehen oder aber auch darin baden. Ebenfalls hat man die Möglichkeit, mit einem Heißluftballon die Gegend von der Vogelperspektive aus unter die Lupe zu nehmen.
Im Zentrum der Stadt befindet sich noch das sogenannte Landing Field, ein ehemaliger militärischer Landeplatz der amerikanischen Streitkräfte während des Vietnam-Krieges. Heute wird die Fläche als Marktplatz oder aber als Abfahrtspunkt für die Busse genutzt. Die wenigen Straßen von Vang Vieng sind ausreichend mit Hostels und Hotels zugepflastert. Um Unterkünfte muss man sich also keine Sorgen machen. Ebenso sind Bars und Restaurants an jeder Ecke zu finden. In der Nähe der Tubingstelle befindet sich seit 1996 eine Organic Farm. Dort kann man als Volunteer mithelfen, einfach nur übernachten oder aber im Restaurant die geschmacklichen Vorzüge der natürlichen Landwirtschaft genießen.
Vang Vieng – Vom Dorf zur Partyhochburg und zurück
Tubing und Vang Vieng sind Begriffe, die bis vor ein paar Jahren unzertrennlich waren. Viele Backpacker kamen in den vergangenen Jahren in die Stadt, um sich auf großen aufgepumpten LKW Schläuchen den Fluss Nam Song stromabwärts treiben zu lassen.
Noch bis kurz vor Ende des letzten Jahrtausends war Vang Vieng ein ruhiges und beschauliches Dorf mit minimalem touristischen Andrang. Dies änderte sich, als die ersten Reisenden mit der Idee kamen, sich gemütlich auf dem Wasser in den etwas weiter gelegenen Ort befördern zu lassen. Die Idee fand sofort Anhänger und pfiffige Einheimische erkannten schnell das finanzielle Potenzial. Die Idee wurde zum Trend. Im Eiltempo wurden Bars und Vergnügungsmöglichkeiten an den Ufern des Flusses errichtet, um die Attraktivität des Tubings zu steigern.
So folgten auf die zip lines weitere Wasserrutschen und Sprungtürme, mit denen sich die feierwütigen und stark alkoholisierten Backpacker ins Wasser beförderten. Seit diesem Zeitpunkt gehörten regelmäßige Verletzungen und leider sogar der Tod einiger dutzender Touristen zum Alltag. Hinzu kam das nicht ganz angebrachte Verhalten der meist westlichen Touristen, welches im krassen Gegensatz zu den laotischen Traditionen stand. Einheimische Kinder liefen inmitten der halbnackten Touristen umher, Jugendliche kamen durch das vor Augen geführt Geschehen teils auf die schiefe Bahn und Bauern bestellten ihre Felder nicht mehr. Anstelle dessen begannen sie zu investieren, gepanschter Alkohol und Drogen wurden in Massen verkauft.
Letztendlich führte diese Entwicklung zu einem regelrechten Sauftourismus. Ballermann auf Laotisch. Laute Musik dröhnte aus den am Ufer errichteten Bars und trug zum Party-Promille-Paradies bei. Junge Menschen aus allen Winkeln der Erde trafen sich bereits am Vormittag und hatten kaum anderes im Sinn als Alkohol, Drogen und auch Sex.
Es kommt immer anders
Im Sommer 2012 wurde dem unsittlichen Treiben dann ein Ende geboten. Die Provinzregierung von Vang Vieng war gezwungen zu handeln, da die Situation immer mehr eskalierte und stetig mehr Tote forderte. Mit einem Heer an Polizisten wurden die Partys von einem Tag auf den anderen gestoppt und somit für Ordnung gesorgt. Ein kurzer und schmerzhafter Prozess für alle Bar- und Vergnügungsanbieter, da genau einen Tag später große Bulldozer und Bagger anrollten, um den Grund allen Übels zu eliminieren. Bars, Musik, Alkohol und Partyvolk gehörten nun der Vergangenheit an.
Gemischte Gefühle in Vang Vieng
Durch den abrupten Stopp brach der Tourismus in den darauffolgenden Jahren geschätzt um 70% ein. Die Barbetreiber beklagten die Situation, waren aber auch teilweise froh, sich nun wieder auf eine andere Art des Tourismus in Vang Vieng konzentrieren zu können. Die Party-Gäste blieben aus und der Fokus wurde wieder mehr und mehr auf die natürlichen Schätze der Stadt gelegt, nämlich dessen atemberaubende Landschaft und die Natur. Es entwickelte sich wieder eine nachhaltige Variante der Ausflüge. Das Klientel änderte sich ein wenig und Ausflüge in die Natur, Fahrradtouren oder aber Kanu- und Kajak-Touren wurden wieder beliebter.
Mittlerweile stehen wieder einige Bars an dem Fluss, an dem alles begonnen hatte. Diesmal sorgt die Provinzregierung allerdings für strengere Regeln rund um das Tubing. Die Musik muss ab 24 Uhr reduziert werden und ab 1 Uhr nachts muss jegliche Bar geschlossen sein. Im Gegensatz zum vorherigen 24 Stunden Betrieb ein beachtlicher Umschwung. Des Weiteren weisen Hinweisschilder am Fluss auf die richtige Bekleidung hin. Tubing ist immer noch möglich und erlaubt, aber der Großteil der Feiernden bleibt Vang Vieng nun fern.
Natur und Karstberge locken zu Tagesausflügen
Als wir in Vang Vieng ankamen, war es bereits Mittag und aufgrund unseres Handicaps (Verletzung durch den Unfall) mieteten wir einen Roller, um die Natur rund um Vang Vieng zu erkunden. Da wir leider für fast alle Möglichkeiten (Trekking, schwimmen, etc.) nicht die physische Verfassung hatten, fuhren wir zuerst zum legendären Startpunkt vom Tubing. Natürlich wollten auch wir die jetzige Situation begutachten. Dort angekommen sahen wir tatsächlich nur Kinder, die neben Wasserbüffeln im Wasser planschten. Weit und breit keine Sauftouristen und der Fluss ebnete sich ruhig und friedlich seinen Weg. Kurze Zeit später erreichten mehrere Minivans, beladen mit chinesischen Touristen und jeder Menge Kajaks, das Gelände. Nachhaltige Touren mit Kajaks anstelle von besoffenen Backpackern auf dem Fluss boten sicherlich eine viel angenehmere Kulisse als früher. Es geht also doch, der Wandel von vor ein paar Jahren war Realität geworden.
Danach ging es weiter in die ländlichen Gebiete, in denen die Karstberge eine natürliche Grenze um die Stadt bilden. Unser Ziel war eine von zwei Lagunen, auch wenn wir nicht schwimmen konnten. Dafür mussten wir von Vang Vieng aus eine Holzbrücke überqueren, die über den Fluss Nam Song führte. Zum Passieren bezahlten wir 10.000 KIP, ca. ein Euro, und landeten kurz darauf in der Natur. Fern ab vom Stadttrubel erstrecken sich hier weite Flächen ausgetrockneter Reisfelder und das Auge erfreute sich an den Kühen auf den Straßen. Es war eine sehr angenehme Fahrt, da die Sonne, bereits leicht hinter den Karstbergen versteckt, Mühe hatte unsere Haut zu verbrennen.
Die kleine aber feine Blaue Lagune
Wir zahlten 20.000 KIP Eintritt und vom Roller abgestiegen, fühlten wir uns erst einmal im Mekka der asiatischen Touristen angekommen. Auf den ersten Eindruck schien die Lagune kein überragend spektakulärer Ort zu sein, da sie einfach komplett überlaufen war. Beim genaueren Hinschauen formte sich aber vor unseren Augen eine kleine Lagune mit glasklarem und dazu noch blauem Wasser, gebündelt mit einem sehr netten Drumherum. Ein bis zwei Wasserschaukeln und ein Sprungbrett im Baum sorgten für ein wenig Adrenalin und Spektakel unter den Anwesenden. Ach Manno, wie gerne wären auch wir ins kühle Nass gesprungen! 😃
Auf der anderen Seite der Lagune gab es viele Möglichkeiten, es sich so richtig schön gemütlich zu machen. Es gab kleine Sitzbungalows, Tische, ein bis zwei kleine Shops und leckere BBQ-Gerüche. Ein wenig weiter befindet sich auch ein Aufstieg zu einer Höhle in den Karstbergen. Diese soll wohl interessant sein und sehr weit und tief in den Berg hineingehen. Wenn man allerdings nicht aufpasst, kann man sich dort wohl auch leicht verirren. Also Obacht! Wie Du dir aber denken kannst, hatten uns unsere Verletzungen und die damit einhergehende Unbeweglichkeit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher schauten wir uns das nette Lagunen-Spektakel ein gutes Stündchen an und traten danach wieder den Heimweg an.
Auf dem Heimweg neigte sich die Sonne mehr und mehr zu neige und wir wurden Zeuge eines wunderschönen Sonnenuntergangs. Mittlerweile saßen die Familien am Fluss zusammen und aßen zu Abend und die Restaurants füllten sich stetig. Da war es dann auch bei uns wieder soweit, der Magen knurrte. Also auf zur Restaurantsuche und den Abend ausklingen lassen.
Wenn die Sonne aufgeht wird es dunkel
Gut ausgeschlafen aber dennoch unzufrieden über das frühe Weckzeichen unserer Wecker, packten wir am nächsten Tag die Rucksäcke und gönnten uns noch ein ausgiebiges Frühstück. Gegen 8 Uhr sollte unsere Reise per Minivan weiter nach Vientiane führen. Während des Frühstücks wurde der Wind heftiger, die Wolken dunkler und ein Gewitter kündigte sich an. Obwohl längst die Sonne scheinen musste, war nichts davon zu sehen. Der Wolkenteppich legte sich wie eine tiefdunkle, teilweise schwarze und natürliche Decke über die Stadt.
Es war wieder dunkel, die Lichter gingen an und wenig später aufgrund von Stromschwankungen wieder aus. Der Beginn der Regenzeit wurde eingeläutet, besser gesagt „eingedonnert“. Mit einem Mal goss der Regen nur so vom Himmel und selbst unter dem schützenden Dach der Hostel-Veranda wurden wir nass. Wir mussten unsere Rucksäcke vor den Pfützen am Boden in Sicherheit bringen und auch das ein oder andere Mal zusammenzucken, als es heftig in den Wolken schepperte.
Nach einer Stunde war es vorbei, der Minivan kam genau zur richtigen Zeit und wir verließen Vang Vieng mit einem imposanten Naturschauspiel im Gedächtnis.
Fazit:
Vang Vieng ist ein exzellentes Beispiel für die Entwicklung einer Destination. Von der Entdeckung durch Touristen bis hin zum Massentourismus hat der Ort jedes Stadium durchgemacht. Was die Stadt aber umso außergewöhnlich macht, ist die Entwicklung nach dem Einfall des Massentourismus. Vang Vieng hat gezeigt, dass es auch nach dem Massentourismus wieder entgegengesetzte und rückläufige Entwicklungen im Bereich Tourismus geben kann. Hier sicherlich nur aufgrund des drastischen Schritts durch die Provinzregierung, aber die Stadt und deren Einheimischen haben ihre Chance genutzt. Sie haben es geschafft, Reisende auch ohne Massentourismus für die Stadt und das Umland zu begeistern. Das Risiko die Bars zu schließen und die Einbrüche in den Übernachtungszahlen hinzunehmen hat sich in diesem Fall also gelohnt. Natur und Menschen profitieren langfristig davon, weniger Touristen „verarbeiten“ zu müssen.
Anfangs wollten wir Vang Vieng als Zwischenstopp auslassen, haben uns dann aber dagegen entschieden, da wir über diesen Wandel berichten wollten und uns dementsprechend selber ein Bild davon machen mussten. Die Geschehnisse in Vang Vieng sollten Vorbild für andere, vom Massentourismus erkrankte Destinationen, sein. Somit könnte ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltigem Reisen erreicht werden, besser global als lokal, je mehr, umso besser!
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