Was du über Phnom Penh wissen solltest
Phnom Penh ist die Hauptstadt Kambodschas und bildet mit den mehr als 1,5 Millionen Einwohnern auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Auf gleich zwei Flüssen, dem Tonle Sap und dem Mekong, ist die Stadt bestens zu erreichen. Phnom Penh hat oft den Ruf, zwielichtig zu sein. Auch vor Diebstählen wird hier oft gewarnt. Wir hatten damit allerdings keine Probleme und hatten auch sonst nichts dergleichen mitbekommen. Neben den vielen Sightseeing Möglichkeiten (speziell Gebäude und Monumente) kann man hier aber auch ins Umland fahren, um die Killing Fields zu erkunden. In der Stadt selber, gehört das Tuol Sleng Genozid-Museum ebenso zu den Must-See Aktivitäten. Die Roten Khmer hatten Ende der 70er Angst, Schrecken und Tod über das Land gebracht. Von den damals bereits 2 Millionen Einwohnern Phnom Penhs wurden innerhalb weniger Tage beinahe alle Menschen in die ländlichen Regionen vertrieben, in Arbeitslager verbannt oder getötet. Danach wohnten beinahe nur noch 20.000 Menschen dort.
Heutzutage boomt die Stadt wie kaum eine andere. Baustellen so weit das Auge reicht, und Wolkenkratzer zieren mehr und mehr das Panorama. Inmitten des Betons und der Neubauten versprüht Phnom Penh aber auch noch den Charme ehemaliger Kolonialzeiten. Alte Gebäude, typische Märkte und reges Treiben in den Gassen bestätigen die lebhafte Seele der Stadt.
Das Dilemma mit der Unterkunft
Von Kampot nach Phnom Penh war es nicht weit, so dass wir bereits am Mittag in der Hauptstadt Kambodschas ankamen. Bisher suchten wir unsere Unterkünfte immer vor Ort. Gleiche Idee, aber andere Stadt und schon kann so ein Vorhaben auch mal etwas schief gehen. Über zwei Stunden lang haben wir ca. 30 Unterkünfte abgeklappert, allesamt völlig überteuert oder dreckig, oder sogar wie in den meisten Fällen, beides gleichzeitig. Letztendlich fanden wir noch ein Zimmer welches akzeptabel war. Falls du nach Phnom Penh möchtest, raten wir dir vorab zu reservieren und besonders auf die Rezensionen zu achten.
Zu Fuß durch Phnom Penh
Am frühen Nachmittag starteten wir dann ohne unsere zwei Mitreisenden die Erkundungstour zu Fuß. Zuerst nahmen wir uns das nicht weit von der Unterkunft gelegene Nationalmuseum vor. Nur einen Katzensprung davon entfernt befindet sich der Königspalast. Bei beiden Gebäuden haben wir uns gegen eine Besichtigung entschieden, da der Aufenthalt in Phnom Penh nur ein paar Tage zuließ und wir mehr an den Killing Fields sowie dem Tuol Sleng Genozid-Museum interessiert waren.
Entlang des Ufers schlenderten wir ziellos umher, bis wir Abkühlung in einem Casino fanden. Uns war nicht bewusst, dass es sich um einen Entertainment Complex („Naga World“) handelte. Bereits am frühen Nachmittag zockten dort auf mehreren Etagen tausende Asiaten. Von dort aus ging es als Zwischenstopp weiter zum Denkmal des Königs Norodom Sihanouk, um dann die restlichen drei Kilometer zum Russenmarkt zu laufen. Unterwegs gönnten wir uns Indonesische Gerichte und hakten wenig später den Markt ziemlich schnell ab.
Zu Fuß liefen wir auch zurück zum Hotel, kurz Kräfte tanken und dann weiter zum Nachtmarkt. Auf dem Weg zurück zum Hotel kamen wir an den Rotlichtbars vorbei. Sicherlich tragen diese auch zum zwielichtigen Image von Phnom Penh bei.
Tuol Sleng Genozid-Museum
Wir hatten bereits von den Roten Khmer erzählt. Diese hatten während ihrer vierjährigen Herrschaft (1975-1979) über Kambodscha hunderttausende Menschenleben auf dem Gewissen. Ebenso wurden tausende zu Gefangenen gemacht. Ein berüchtigtes Gefängnis war dabei eine ehemalige Schule, das Tuol Svay Prey Gymnasium, welches von den Parteifunktionären um Pol Pot genutzt wurde, um mit brutalen Verhörmethoden Geständnisse der Inhaftierten zu erpressen. Vorwiegend gebildete Kambodschaner, aber auch einige Ausländer wurden weggesperrt und zum Teil jahrelang gefoltert. Gründe dafür waren oft die simple Kritik am Regime, Staatsverrat oder angebliche Geheimdienstzugehörigkeiten. Es reichte aber auch aus, Familienangehöriger eines Inhaftierten zu sein. Denn „die Vernichtung von Unkraut beginnt an der Wurzel“. Krass und unverständlich wie die Roten Khmer damals vorgegangen sind! 14.000 – 17.000 Menschen verloren dort ihr Leben (viele wurden bis heute nicht identifiziert).
Die Gefangenen wurden in kleinsten Zellen eingesperrt, unter desaströsen hygienischen Verhältnissen, hungernd und leidend, wurden sie immer wieder gefoltert. Stacheldraht und unzählige Wachen verhinderten die Flucht. Noch heute befinden sich Blutspritzer von Inhaftierten an den Wänden und auf den Böden. Hier in Worte gefasst, sind dieses Thema und seine Geschichte bereits sehr bedrückend. Vor Ort und im Angesicht dessen was passiert ist, kann es aber noch heftiger sein!
Man sollte sich der Vergangenheit immer stellen, auch wenn es hart sein kann. Das Tuol Sleng Genozid-Museum (auch S-21 genannt) ist einfach per Tuk-Tuk oder auch zu Fuß erreichbar und befindet sich nur wenige Kilometer von Phnom Penhs Stadtzentrum entfernt. Der Eintritt kostet 2 US Dollar und das Museum ist täglich von 7.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Phnom Penh Killing Fields
Nachdem wir uns das Museum angeschaut hatten, fuhren wir mit dem Tuk-Tuk weiter an den Stadtrand zu den Killing Fields. Das Tuk-Tuk kostete uns zu viert 15 US Dollar für den gesamten Tag.
Das Genozid Museum war bereits heftig, aber die Killing Fields (Choeung Ek) waren sogar noch verstörender. Wer im Tuol-Sleng Gefängnis saß, wurde oftmals hier hingerichtet. Massengräber mit 9.000 Leichen wurden dort vorgefunden. Nahe des Eingangs befindet sich eine Stupa, in der ca. 5.000 menschliche Schädel zu sehen sind. Kategorisiert sind diese nach ihren Verletzungen. Das wirklich erschreckende an den Killing Fields ist aber, dass selbst heutzutage immer noch Knochen oder Kleidungsstücke der Leichen auftauchen. Der Monsunregen wäscht die Massengräber aus und befördert allmählich die Überreste zutage.
Die Anlage ist als Rundgang gebaut, so dass man an vielen Stationen des Schreckens vorbei kommt. Ein Audio-Guide erklärt zu jedem Punkt ausführlich was damals vorgefallen ist. Die Audio-Guides sind im Preis inbegriffen und sind auch auf Deutsch verfügbar. Auch ein Video-Raum bietet zusätzliches Material. Auf weitere Details zu den Grausamkeiten möchten wir hier verzichten. Es ist wirklich schwer das gesamte Areal zu erkunden, die Geschichte um die Killing Fields ist unglaublich erbarmungslos. Der Eintritt kostet 5 US Dollar.
Es ist sicherlich nicht einfach die Killing Fields und Tuol Sleng zu besuchen, wer aber Kambodscha und seine jüngere Vergangenheit verstehen möchte, sollte auf keinen Fall darauf verzichten. Dazu gehört auch, diesen Orten den gebührenden Respekt entgegenzubringen.
Fazit:
Phnom Penh ist eine reinste Baustelle, die Stadt entwickelt sich rasant und das macht sich im Baulärm bemerkbar. Überall sind Kräne und Baufahrzeuge im Einsatz. Dennoch ist die Stadt relativ ruhig und überschaubar, im Gegensatz zu anderen asiatischen Metropolen wie z.B. Bangkok. Ein weiteres Problem mit dem die Hauptstadt sich auseinander setzen muss, ist der Müll. Keine andere Großstadt war so auffällig verdreckt.
Geschichtlich ist Phnom Penh ein absolutes Muss, ein Pflichtbesuch also. Die Roten Khmer haben unsägliches Leid über das gesamte Land gebracht und viele Orte erinnern an die Gräueltaten, lassen die Verbrechen unvergessen und erinnern die Menschen daran, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
Da wir nur wenig Zeit hier hatten, weil wir nach Ho Chi Minh City weiter reisen mussten, konnten wir längst nicht alles sehen was Phnom Penh zu bieten hat. Wir sind aber der Meinung, dass die Stadt schöner wahrgenommen werden kann als eventuell hier beschrieben wurde. Jeder hat eine zweite Chance verdient ;-).