Was man über Siem Reap wissen sollte
Siem Reap ist eine der größten Städte in Kambodscha und zugleich die nächstgelegene Ortschaft, die als Zugang zum Weltkulturerbe der Tempelanlage von Angkor Wat dient. Ebenso unweit entfernt befindet sich der größte See Südostasiens, der Tonle Sap. Auf diesem See findet alljährlich ein Naturschauspiel statt, bei dem der Flusslauf durch den regenbedingten Anstieg des Wasserspiegels seine Richtung ändert. Der Name von Siem Reap führt auf eine Schlacht von 1549 zurück, in der die Kambodschaner eine Armee des Thailändischen Königs geschlagen hatten. Der Name „Siem Reap“ kann übersetzt werden mit: „Niederlage von Siam“ (Siem in Khmer) und als Siam wurde Thailand früher bezeichnet.
Siem Reap ist sowohl bei Backpackern als auch bei Resort-Touristen sehr beliebt. Jeder bekommt hier wonach ihm Zumute ist: günstige oder teure Unterkünfte, Straßen-Garküchen oder Sterne Restaurants, ruhigere oder belebtere Straßenecken, Party oder Erholung, Sightseeing Möglichkeiten oder Natur.
Von den 4000 Islands in Laos ist Siem Reap innerhalb von 7 Stunden Busfahrt erreichbar (Zeit für den Grenzübertritt nicht eingerechnet). Nach Phnom Penh sind es nochmals ca. 6 Stunden.
Grenzübertritt nach Kambodscha
Gleich vorneweg, dass könnte schon eine Story für sich sein.
Aber nun von Anfang an. Von Don Khon aus fuhren wir wieder mit dem Boot zurück zum Dorf Ban Nakasang, um dort in einen Bus einzusteigen, der uns bis zur Grenze fahren sollte. Die Tickets hatten wir schon vorab besorgt, allerdings noch keine KIP in US Dollar eingetauscht, da dies auf der Insel nicht möglich war. Wird schon irgendwie klappen, immerhin war dies doch bis jetzt an jeder Grenze möglich. Kurz bevor der Bus aber startete und gefühlt alle Mitreisenden noch hektisch versuchten KIP in Dollar umzutauschen, fingen auch wir an zu grübeln. An der Grenze sollte es angeblich keine Möglichkeit zum Tauschen und auch keinen ATM geben, was auch wenig später der Realität entsprach. Wie gut, dass auch wir uns der Menge angepasst haben, um über drei Ecken endlich an die gewünschten Dollar zu kommen. Einmal mehr Ärger erspart 😃
Kurz danach wurden wir im Bus dazu aufgefordert, dem Tour Guide die Reisepässe plus 400.000 KIP, ca. 47€ pro Person, für das Visa und dessen Bearbeitung in die Hand zu drücken. Somit könnten wir im Bus sitzen bleiben und gemeinsam über die Grenze fahren. Da wir aber bereits vorab schon davon gehört hatten, dass ein Teil dieses Geldes in die eigenen Taschen des Guides und der Grenzbeamten wandern sollte, entschieden wir uns dagegen. Immerhin würden wir auf diese Weise ca. 10 € pro Person sparen und zumindest ein kleines Zeichen gegen Korruption setzen. Am Ende waren wir nicht die Einzigen und ein kleines rebellisches Kollektiv fand sich zusammen, um alles selber zu regeln und dann eben gemeinsam über die Grenze zu laufen.
Ca. 30 Minuten später kamen wir an der laotischen Grenzstation an und unser Grüppchen von Aufständischen verließ den Bus samt Backpacks, während der Rest im Bus sitzen blieben. Dort mussten wir dann unsere Reisepässe abgeben und waren sehr überrascht, als wir zum ersten Mal 2 US Dollar für unseren Ausreisestempel zahlen sollten. Ganz ehrlich, Frechheit! Sicherlich ist dies nur eine kleine Summe, aber es geht hierbei ums Prinzip. So sahen wir auch schon bei Ankunft drei Frauen, bereits seit längerer Zeit beim Check-Out sitzend, die sich weigerten die erste EXTRA-Gebühr zu zahlen. Dafür gab es dann das volle Schikane-Programm der laotischen Grenzbeamten. Sie mussten um einiges Länger auf ihre Pässe warten als wir, aber Respekt, genau richtig gemacht! Da wir auf unseren Bus angewiesen waren, kam dies für uns leider nicht in Frage und somit zahlten wir die 2 US Dollar.
Zu Fuß ging es dann weiter zum Grenzgebäude von Kambodscha. Kurz vor dem Eingang wurden wir zu einem kleinen Häuschen gepfiffen, bei dem wir nochmals einen Zettel ausfüllen mussten und die Grenzbeamtin mit einem Infrarot Wärmethermometer für weniger als 1 Sekunde auf unseren Hals zielte. Für diesen Gesundheitscheck sollten wir dann wieder 1 US Dollar zahlen. Später fanden wir heraus, dass man auch dies hätte einfach ignorieren können. So hilft es euch eventuell 😉
Endlich an der kambodschanischen Grenzstation angekommen, fanden wir draußen ein Volleyballfeld und drinnen eine Tischtennisplatte vor. Warum als Beamter nicht einfach die Zeit mit Volleyball oder Ping Pong vertreiben, wenn sich ein Reisender mal wieder dagegen sträubt das Geld zu zahlen?! Willkommen in Kambodscha! 🙂
Die übrige Bearbeitung der Visa ging dann recht zügig von statten und wir zahlten nun die 35 US Dollar pro Person. Offiziell kostet das Visum nur 30 US Dollar. Wer auch hier nicht mehr zahlen will, muss dann eben nochmal 4-8 Stunden absitzen und darauf hoffen, dass mit Glück nachgegeben wird.
Insgesamt zahlten wir also 38 US Dollar für den ganzen Ausreise- und Einreiseprozess und waren am Ende doch tatsächlich noch schneller fertig als diejenigen, die in dem Bus sitzen geblieben sind. So mussten wir nun eine halbe Stunde warten, bis alle Visa erteilt wurden und der Tour Guide mit vollen Pässe-Händen zurück in den Bus kam um die Fahrt nach Siem Reap fortzusetzen.
Couchsurfing bei Einheimischen
Kambodscha war für uns beide Neuland und somit freuten wir uns nicht nur darüber, ein weiteres Land kennen zu lernen, sondern auch nach langer Zeit endlich bei Couchsurfing aktiv dabei zu sein. Im Doppelpack war es bis jetzt gar nicht so einfach mit den Anfragen durchzukommen, aber diesmal sollte es klappen. Unser Gastgeber lebte mit seinen Kumpels, welche er herzlich als Brüder betitelte, gemeinsam in einem Haus und vermietete dort seit genau einem halben Jahr zwei Zimmer an Reisende aus aller Welt. Er war ein absolut lustiger und hilfsbereiter Gastgeber und ließ uns spontan von einem seiner Brüder mit dem Tuk-Tuk von der Bushaltestation abholen. In der Unterkunft angekommen strahlten uns etliche freundliche Gesichter an und wir wurden im Handumdrehen in die Familie integriert. Wir saßen zusammen, quatschen, tauschten uns über Traditionen aus, tranken Kaffee zusammen, nahmen am Familienessen teil und hatten am Ende eine wundervolle gemeinsame Zeit. Diese erste Erfahrung in Kambodscha war einfach unglaublich!
Mit dem Fahrrad auf Sightseeing Tour
Nach der ersten langen Nacht im Kreise der Familie standen wir spät auf, frühstückten und liehen uns Fahrräder aus, um unsere neue Umgebung zu erkunden. Bevor wir aber die Fahrräder für 1 US Dollar pro Person pro Tag ausliehen, versorgte uns unser Gastgeber noch fix mit nützlichen Tipps. Ziemlich praktisch einen ehemaligen Tour Guide als Gastgeber zu haben 😊. Letztendlich wollten wir uns aber bei unserer Erkundungstour nur auf unsere Intuition verlassen und uns nicht nach einer Karte oder Sehenswürdigkeiten orientieren. Also radelten wir los ins Ungewisse.
Über die Straßen der Innenstadt gelangten wir zum Wat Preah Prom Rath. Die kaum beachtete Tempelanlage war fast menschenleer, schön, aber leider auch teilweise geschlossen. Dennoch schlenderten wir einmal drumherum und ließen die kambodschanischen Wurzeln auf uns wirken.
Wir fuhren durch sandige Gassen fern ab der betonierten Wege, sahen Kinder auf dem Schulhof spielend zu, sprachen mit Einheimischen, hielten an unterschiedlichen Ecken und Gebäuden und tauchten mehr und mehr in das alltägliche kambodschanische Leben ein.
Was für ein Zirkus in dieser Stadt
Als wir am Stadtrand weiterhin ohne Ziel umherradelten und plötzlich ein großes Zirkuszelt vor uns sahen staunten wir nicht schlecht. So etwas hatten wir bisher noch nicht vor die Linse bekommen.
Es war bereits später Nachmittag und das Gelände schien frei von Zirkusbesuchern. Behutsam fuhren wir unter einigen argwöhnischen Blicken zum Zirkuszelt, um uns das Gelände anzuschauen. Schon beim Abstellen der Fahrräder kam direkt ein Mitarbeiter auf uns zugelaufen. Er begrüßte uns herzlich, fragte nach unserem Anliegen und lud uns freudig ein, das Gelände zu besichtigen. Eine kostenlose und private Zirkustour später verabschiedeten wir uns und fuhren unseren Weg weiter.
Der „Phare Circus“ ist ein renommierter lokaler Zirkus, der bereits internationale Auftritte vorweisen kann und sich somit einen Namen gemacht hat. Artisten werden hier ausgebildet um mit Tanz, Theater, Musik und modernen Zirkuskünsten von der Geschichte Kambodschas zu erzählen. Auf der Schule einer NGO in Battambang (südlich von Siem Reap) können die Artisten ihren Abschluss machen. Du kannst auf der Webseite des Phare Zirkus die sozialen Ziele nachlesen, wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie die Gründer ihrem Land und ihren Leuten helfen möchten.
Angkor Wat Tagestour
Es war soweit. Angkor Wat hatte zwar nicht gerufen, aber uns dennoch müde im Morgen aus dem Bett gelockt. Warum muss Sightseeing so oft mit frühem Aufstehen verbunden sein? 😃 Na los, die Pferde, bzw. das Tuk-Tuk wurden gesattelt und los ging es. Wir hatten uns für eine Tagestour entschieden und einer der Brüder unseres Gastgebers war unser Guide für diesen Tag.
Den Sonnenaufgang hatten wir absichtlich ausgelassen, da zu diesem Zeitpunkt so ziemlich jeder Tourist zum Weltkulturerbe strömt. Diese Menschenmassen wollten wir nur allzu gern meiden, auch wenn uns bewusst war, dass wir die Tempelanlage sicherlich nicht für uns alleine haben würden. Selbst nicht in der Nebensaison, was sich bei unserem ersten Stopp, dem Ankor Wat Tempel, auch gleich bewahrheitet hatte. Hier erwartete uns ein reinster Menschen – und Fotoknips – Auflauf. Aber dann hatten wir das Glück, dass unser Tour Guide die Strecke mit den einzelnen Tempeln quasi rückwärts anfuhr und wir die Tempel somit fast für uns alleine hatten und nur selten von Massenbusmenschen überrannt wurden 😃.
Angkor War ist einfach ein riesiges Gelände mit auf der einen Seite sehr unterschiedlichen aber auf der anderen Seite auch sehr identischen Tempeln, die aber allesamt interessant sind zu erkunden. Je hektischer es jedoch an den Tempeln wird, desto schneller kann man sich an diesen übersehen, was sehr schade ist.
Zum Schluss „gönnten“ wir uns noch den Sonnenuntergang von Angkor Wat. Dies besteht im Prinzip aus einem 20 minütigen Fußmarsch auf einen kleinen Hügel, auf dessen Spitze eine weitere Tempelruine steht, von der aus der Blick in die Weite und auf einige Tempel reicht. Blöd nur, dass natürlich auch hier tausende andere Menschen waren und sich somit eine lange Warteschlange vor uns auftat. Massentourismus, here we come. Tick Tack, Tick Tack, die Sonne senkte und senkte sich immer mehr und dann durften auch wir endlich empor schreiten um die letzten Züge des Sonnenuntergangs zu erhaschen.
Bestenfalls sollte man die Anlage mit dem Tuk-Tuk erkunden. Möchtest Du die Tour mit dem Moped oder dem Fahrrad meistern, dann plane besser einen Tag mehr ein, da das Gelände einfach zu riesig ist und sich das Eintrittsgeld nicht lohnen würde. Unserer Meinung nach ist aber ein Tag komplett ausreichend. Der Eintritt kostet mittlerweile 37 US $ pro Person/Tag. Vor drei Monaten waren es noch 20 US $. Sicherlich versuchen die Verantwortlichen damit die Unmengen an Touristen etwas einzudämmen, so dass einige von dem Preis abgeschreckt werden. Wir wissen es nicht und viel mehr möchten wir an dieser Stelle eigentlich auch gar nicht über Angkor Wat, die Anlage und die dortigen Tempel erzählen, da bereits sehr viel darüber geschrieben, berichtet und dokumentiert wurde.
Wiedersehen mit Freunden
Ein weiteres Highlight war das Wiedersehen mit unseren Freunden aus Don Khon, die bereits einen Tag früher abgereist waren und wir uns somit erst nach dem Couchsurfing in Siem Reap trafen. Ab nun an sollten wir noch knapp zwei Monate miteinander weiterreisen.
Wie es der Zufall wollte, war auch Martins ehemalige Kollegin samt Freund in Kambodscha und erfreulicherweise zur gleichen Zeit in Siem Reap. Na besser geht es doch kaum. Viele vertraute Gesichter, einige Biere und Fische, die uns an den Füßen knabberten, machten den Aufenthalt unvergesslich.
Fazit:
Für uns war Siem Reap sehr angenehm, da wir hier einfach nach einem (sehr) ruhigen Monat in Laos wieder die übliche Backpacker-Szenerie vorfanden, was uns in diesem Moment gefallen hat. Bars, Restaurants, bunte Lichter und einfach Leben „in der Bude“. Auch außerhalb des Zentrums kann Siem Reap wunderschön und auch sehr interessant sein.
Die Tempelanlage Angkor Wat ist vor allem für diejenigen sehr interessant, die so etwas noch nie zuvor vor die Augen bekommen haben. Für Martin war es zum Beispiel weniger beeindruckend aber trotzdem schön, da er schon so einige Tempel mehr gesehen hatte. Der Eintrittspreis ist ein wenig übertrieben, schon alleine aus dem Grund, dass dieser innerhalb eines Monats um 17 Dollar angehoben wurde.
Besonders mit unserem Homestay hatten wir sehr viel Glück gehabt und es war eine tolle Erfahrung, einen näheren Einblick in das Leben der Einheimischen zu bekommen. Auch so waren die Menschen meist sehr freundlich, nett und hilfsbereit. Nur die Tuk-Tuk-Fahrer gingen uns auch hier mal wieder auf den Geist 😉 Sicherlich sollte man in Kambodscha ein wenig vorsichtiger unterwegs sein und ein Auge mehr auf sein Hab und Gut haben. Auch wir sind mit zwei Gepäckstücken weniger Gepäckstücken, obwohl wir sehr vorsichtig waren. Diese Hallunken gibt es aber leider in jedem Land, weshalb nicht immer gleich zu schnell geurteilt werden sollte. Auf unserem weiteren Weg wurden wir auf jeden Fall mehr als häufig von der Freundlichkeit des Landes überrascht – vielleicht auch, weil der Massentourismus n Bezug auf das gesamte Land noch nicht in dem Sinne angekommen ist..