Chiang Rai ist ein Ort, der uns wenig in seinen Bann gezogen hat. Wie soll man also von einer Stadt berichten, die nicht viel, außer ein paar Ausnahmen zu bieten hat? Wir haben es versucht, aber überlassen dir das Fazit.

Was man über Chiang Rai wissen sollte

Es ist gar nicht so einfach etwas über Chiang Rai zu schreiben, wenn man mit der Vorstellung eines kleinen süßen Städtchens und weiteren vorher aufgesaugten Schwärmereien dorthin reist. Warum? Den Part der Stadt, den wir gesehen haben, war ehrlich gesagt nicht die Augenweide eines kleinen Städtchens. Highways durch die Stadt, lieblose Straßenzüge und zig Häuser, aber kaum Menschen weit und breit. Laut Martin eine gefühlte Melancholie, als ob man am Rande der Welt angekommen ist, laut Sara eine gefühlt entspannte Atmosphäre, auch wenn es sicherlich seltsam war, dass die Stadt so verlassen wirkte. Vielleicht waren wir aber auch einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, da wir die Stadt kurz vor dem Neujahrsfest „Songkran“ und dazu für nur drei Tage besucht haben. Viele Einheimische schließen dann ihre Läden und reisen zu ihren Familien oder in andere Städte, um dieses Fest gebührend zu feiern.

In der nördlichsten Provinzhauptstadt Thailands leben ca. 70.000 Menschen und sicherlich hat die Stadt einiges zu bieten, wie zum Beispiel super leckeres lokales Essen, klasse Preis-Leistungs-Unterkünfte und einen unscheinbaren aber auch einzigartigen Charakter. Hinzu kommt, dass Chiang Rai definitiv ein beschaulicher Ausgangspunkt für Tagestouren in die bergige Natur oder aber dem Goldenen Dreieck der Länder Thailand, Laos und Myanmar ist. Trekkingurlauber und Naturliebhaber sind hier genau richtig.

Königsstatue Chiang Rai

Wie kommt man von Chiang Mai nach Chiang Rai

Am besten nimmt man den Bus. Vom Busbahnhof in Chiang Mai fährt mehrmals täglich ein Bus zum Bus Terminal 1 (ca. 6 km außerhalb der Stadt) oder Bus Terminal 2 (direkt in die Innenstadt von Chiang Rai). Die Fahrt dauert ca. vier Stunden, ist kurzweilig, angenehm und kostet nur 128 Baht, ca. 3,50 Euro pro Person.

Eine amüsante Unterhaltung auf der Chiang Rai Walking Street

Unsere Unterkunft, dass Baan Nukanong Guesthouse, lag ruhig in einer Seitenstraße unweit entfernt vom Ufer des Kok Flusses. Relativ zentral, günstig und mit sehr geringem CO2-Fußabdruck pro Zimmer/Nacht. Zudem ist die Unterkunft gut bewertet, lokal geführt und besticht durch weitere Annehmlichkeiten wie kostenloses Wasser, Balkon und Klimaanlage. Wer den Blog bisher verfolgt hat wird feststellen, dass wir während der letzten Aufenthalte mehr und mehr zu Klimaanlagen tendiert haben, da wir auch abends um 21 Uhr noch um die 34 Grad Celsius hatten und der Herr stets mehr damit zu kämpfen hatte. Wir waren jedoch stets darauf bedacht diese nicht durchgehend anzulassen, sondern nur so lange bis sich das Zimmer auf eine angenehme Temperatur abgekühlt hatte. Welche danach aber auch wieder schnell in die Höhe ging, Südostasien halt 🙂

Walking Street - Markt Chiang Rai

Wir hatten direkt am ersten Abend das Glück über den nur am Samstagabend stattfindenden Markt zu schlendern. Gut umschrieben: eine nicht enden wollende Fülle an Speisen unterschiedlichster Herkunft, Geschmäcker und Gerüche tastete sich ihren Weg in unsere Sinne. Da sollte sich doch mal Einer entscheiden können. Während des Verzehrs unseres gegrillten Hühnchens und „thailändischen Tapas“ begann auf dem großen Platz neben den Essständen die Alleinunterhalter-Unterhaltung aller Anwesenden (herrliches Wortspiel). Ein traditioneller Tanz folgte den vorhergehenden ohrenbetäubenden Gesängen und Keyboard-Symphonien einiger Einheimischen. Ein Favorit für die Show „Thailand’s Got Talent“ war diese Truppe sicher nicht 😃.

Das Wahrzeichen Chiang Rai’s – Der weiße Tempel Wat Rong Khun

Für uns ging es am nächsten Tag mit dem Roller zum ca. 20 km entfernten Wat Rong Khun, auch Weißer Tempel genannt. Noch Ende des 20. Jahrhunderts in einem eher desolaten Zustand, wurde der alte Tempel von einem thailändischen Architekten namens Chalermchai Kositpipat rein privat und dazu auch ganz nach seinen eigenen Vorstellungen restauriert. Nachdem er aber erkannte, dass der ungewöhnliche Baustil des Tempels immer mehr Touristen anzog und somit ein Profit für die lokale Wirtschaft sein könnte, entstanden kurz darauf Arbeitsplätze und Chiang Rai wurde um ein Wahrzeichen reicher. Obwohl die Farbe Weiß in Thailand traditionell eher als Trauerfarbe gesehen wird, symbolisiert sie hier die Reinheit Buddhas.

Weißer Tempel Chiang Rai Hauptansicht

Der Bau des weißen Tempels als auch dem dazugehörigen Gelände ist stets noch nicht abgeschlossen und soll durch eine Anlage aus Spendengeldern wahrscheinlich bis zum Jahr 2070 fertiggestellt werden. Daher war das Erdbeben am 5. Mai 2014, welches Teile des Tempels zerstört hatte, ein großer Schock für den Architekten. Der Tempel musste geschlossen werden und die Zukunft war ungewiss. Nach großem Zuspruch von sowohl der Bevölkerung als auch den Touristen entschied er sich aber zum Wiederaufbau.

Dies war definitiv die richtige Entscheidung, da der Tempel einfach unglaublich weiß und anders ist als alle anderen vorher gesehenen Tempel. Der Eintritt betrug nur 50 Baht, ca. 1,40 Euro. Ein MUSS wenn man sich in Chiang Rai oder Chiang Mai aufhält und dazu ein Märchen für Mann und Frau. Der Tempel besteht aus vielen kleinen Schnörkeleien und man wird immer wieder aufs Neue überrascht. Wo sieht man sonst schon Spider Man, George Bush oder Elvis Presley an der Wand eines Gebetsraumes (dort waren leider keine Fotos erlaub)!

Auf dem Gelände befindet sich ebenfalls eine kleine Kunstausstellung mit Gemälden, Statuen und weiteren Kreationen des Erbauers. Ein schöner Kontrast sind dann die komplett in Gold gehaltenen Gebäude. Ein Symbol dafür, dass sich die Menschen oft zu sehr mit dem Materiellen beschäftigen. Warum also nicht gleich dort ein stilles Örtchen einbauen, fantastisch.

Das außergewöhnliche und kunstvoll-schwarze Haus Baan Dam bei Chiang Rai

Nach ein paar eiskalten Frucht-Shakes erwartete uns schon die von der Sonne auf Höchsttemperaturen erhitze Sitzbank unseres Rollers. Jetzt ging es in die entgegengesetzte Richtung zum entgegengesetzten Programm, dem schwarzen Haus, Baan Dam. Nach einem kurzem Stopp und einer sehr guten Wegbeschreibung später fanden wir kurz vor 17 Uhr zum gewünschten Ziel. Vielleicht ein wenig zu spät wenn die Anlage schon um 18 Uhr schließt und man nicht gerade die Füße in die Hand nehmen will, um so schnell wie möglich so viel wie möglich in dieser Zeit zu sehen. Wir hatten allerdings keine andere Wahl.

Schwarzer Tempel Chiang Rai Gemälde

Bei dem Baan Dam Haus handelt es sich nicht etwa um einen Tempel, sondern um eine kleine Anlage aus ca. 40 Häusern, Denkmälern und Skulpturen, die eine etwas ungewöhnliche Kunstsammlung präsentierten. Warum ungewöhnlich? Tiefdunkel braune bis schwarze Gebäude, tierische Artefakte, aus Holz geschnitzte Gegenstände, Möbel aus Tierknochen oder aber ausgestopfte Reptilien – auf den ersten Blick ziemlich skurril, was man dort zu Gesicht bekommt. Allerdings verständlich, wenn man erfährt, dass sich das Leben des mittlerweile verstorbenen Künstlers Thawan Duchanee mit den unterschiedlichen Facetten des Todes beschäftigte. Da schmückt dann halt mal eine meterlange Schlangen- oder Krokodilhaut den einen oder anderen hölzernen Tisch, umgeben von Geweihen und Rinderköpfen. Besonders bei nahender Dämmerung wirkt das Areal sehr imposant aber auch unwirklich. Die etwas grüne Umgebung sorgt hierbei für einen sehr schönen und angenehmen Kontrast. Seit dem Tod von Thawan Duchanee pilgern vor allem Einheimische an diesen für sie heiligen Ort.

Schlange im schwarzen Tempel Chiang Rai

Falls du auf skurrile und abgedrehte Kunst stehst, ist diese Anlage genau der richtige Ort. Falls nicht, ist ein Besuch dennoch die 80 Baht, ca. 2 Euro pro Person, wert. Der Ort ist nur halb so überlaufen wie die meisten Sehenswürdigkeiten und sicherlich bekommt man solch eine Kunst nicht überall und immer zu sehen.

Ein herrlicher Besuch auf einer organischen Farm

In ca. 100 Meter Entfernung vom Baan Dam Haus gibt es eine süße kleine organische Farm mit Restaurant. Somit freuten wir uns in einer wundervoll umgebenen idyllischen Szenerie, direkt vor einem Teich sitzend, auf das Essen aus eigenem Anbau. Die Besitzerin war mit viel Herz und Leidenschaft bei der Sache und noch lange nach unserem Essen unterhielten wir uns mit ihr über ihr Restaurant und dessen Entstehung.

Organic Farm Chiang Rai
Verwackelt, aber leider das einzige Foto.

Der Familienbetrieb wurde vor Jahren gegründet und wuchs stetig, bis Bruder und Schwester das Konzept übernahmen und daraus ein Restaurant machten. Das Restaurant ist meist ziemlich gut besucht, bietet eine große Auswahl an tollen Speisen und hat ein klasse Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie kochen und verkaufen nur so viel wie sie anbauen können. Wenn die Ernte leer ist, dann ist das halt so. Es besteht auch die Möglichkeit, dort Kochkurse zu besuchen.

Auf Nachfrage ist das Restaurant nur über diese thailändisch geführte Facebook Seite des Give Green Farm House zu finden. Ihr Motto ist: Wer mich finden will, der findet mich! Im weiteren Gespräch hat Sie sich sehr darüber gefreut, dass wir Sie kurz in unserem Blog erwähnen wollen würden. Danke für diesen netten und eindrucksvollen Plausch!

Mottenalarm am Fluss

Unter Führung des Rollerbosses ging es zurück nach Chiang Rai. Da es bereits dunkel aber immer noch recht früh war, fuhren wir noch schnell zum Fluss runter. Pustekuchen, was das Licht und die Möglichkeit noch etwas vom Fluss zu sehen anging. Umso belustigender aber die riesengroßen Mottenschwärme, die wie verrückt um die wenigen Lichter kreisten. Es kam uns wie ein heftiger Schneesturm vor, der mit zunehmender Dunkelheit immer dramatischer wurde.

Inmitten von Motten Chiang Rai

Wenige Minuten und eine verlorene Wette später, stand Martin erst alleine und dann gemeinsam mit Sara inmitten von diesen Tausenden von flatternden Motten. Ganz im Zeichen des gesamten Tages: prachtvoller weißer Tempel, merkwürdiger schwarzer Tempel und groteske Fotomotive!

Hat dir der Text gefallen? Lass es uns in den Kommentare wissen, was du auch bereits in Chiang Rai erlebt hast.

 

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4 Comments

  1. Hallo Martin toller Artikel über Chiang Rai. Ich persönlich findet Chiang Rai ist ein Paradise für Entdecker und Abenteurer ein absoluter Kontrast zu Chiang Mai das völlig überlaufen ist und teilweise wie Mallorca in Thailand wirkt. Habe lange Zeit in Chiang Rai verbracht und auch meine Frau kommt aus der Region. Besonders die Region zur Grenze nach Laos ist unvergleichlich und von Touristen noch völlig unberührt.
    Noch einen kleinen Hinweis Baan Dam heisst nicht Tempel sondern Dorf oder Haus.

    • Hi Danni,

      stimmt schon, Chiang Rai ist wirklich sehr hektisch geworden. Ob sich Chiang Rai ebenso entwickeln wird, ist schwer zu sagen. Wir fanden die Gegend um Chiang Rai schön. Die Grenzregion haben wir leider nur vom Bus aus beobachten können, was aber ein Hammer-Anblick war 🙂
      Lebst du in der Region? Wie denkst du über die touristische Entwicklung im Norden Thailands?

      Vielen Dank für den Tipp, ich habe die Textstellen angepasst 😉

      LG,
      Martin

  2. Hallo Martin
    Die touristische Entwicklung ist eine riesige Chance für die Menschen in der Region.Ich kenne die Region Chiang Rai seit über 10 Jahren und die Verhältniss werden besser und besser Wie du dir sicherlich denken kannst gibt es ein „ABER“ denn die Preise für alles steigen enorm. Auch verdienen nicht alle am Wohlstand mit. Besonders die Dörfer abseits haben vom Tourismus noch nichts. Und auch die Touristen selber sind teils ein grosses Problem besonders wass ihr verhalten angeht. Da spielen Alkohol, Sex, Drogen und der Ehefrauen Tourismus eine grosse Rolle. Jeder Tourist sollte bedenken das wir durch unser verhalten die Menschen verändern und prägen positiv wie negativ siehe Chiang Mai. Ich lebe noch nicht in Thailand aber das wollen wir ändern wir haben Land gekauft und Planen für die Zukunft ein Guesthouse weit ab der Touristenströme.

    LG Danni

    • Hi Danni,

      das hast sehr gut erkannt und auf den Punkt gebracht. Es ist leider nicht immer alles Gold was glänzt. Tourismus kann eine sehr hilfreiche Form der Unterstützung sein, sei es durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, anheben des Bildungsniveaus oder auch beim Beitrag zur Verständigung untereinander. Ebenso kann es aber auch sehr zerstörerisch sein. Zu viel von etwas ist selten gut. Da hast du genau die Probleme angesprochen, die uns während der Reise, bzw. auch bereits während des Tourismusstudiums aufgefallen sind.

      Wie man solche negativen Entwicklungen positiv beeinflussen kann? Wir sind der Überzeugung, durch Bildung, Mitmenschen auf Missstände aufmerksam zu machen, dazu zählen wir erstmal die Touristen, da ihr Einfluss weit größer sein kann, als der der Bevölkerung.

      Was für eine Art Unterkunft plant ihr denn? Wie gedenkst du mit der Situation umzugehen, bzw. was hast du geplant um nicht die gleichen Probleme hervorzurufen, wenn Touristen bei euch übernachten?

      Viele Grüße,
      Martin

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