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Südostasien Resumé – Hat es sich gelohnt nachhaltig zu reisen?

Eine kurze Zusammenfassung unserer Südostasien-Reise und wie wir nachhaltig unterwegs waren

Unsere Reise durch Südostasien führte uns in knapp vier Monaten von Thailand über Laos und Kambodscha nach Vietnam, war sehr abwechslungsreich, spannend und inspirierend, und hätte auch gerne länger gehen dürfen 😉. In dieser Zeit haben wir viele Orte gesehen, interessante Menschen kennen und schätzen gelernt, uns ausgiebig mit der Kultur beschäftigt, die farbenprächtige Natur in all ihren Facetten in uns aufgesogen, viel Neues dazugelernt und natürlich die Festplatte mit unzähligen Fotos gefüllt.

Was als eine Mischung aus Mini-Gap-Year und dem Projekt entstand, so gut wie möglich nachhaltig zu reisen und dabei speziell auf Inlandsflüge zu verzichten, hat uns wie erdacht gezeigt, wie schnell wir mit weniger zufrieden sein können und wie schnell wir das „mehr“ auch nicht vermissen. Passt auch du dich den Gegebenheiten des Landes an und trittst der lokalen Bevölkerung mit Respekt und Toleranz entgegen, wirst du verstehen wovon wir hier schreiben 😉.

Warum wir auf Inlandsflüge verzichtet haben

Da beim Fliegen der größte CO2-Ausstoß entsteht und das sanfte Reisen der Natur so wenig Schaden wie möglich zukommen lassen soll, war es für uns außer Frage den Flieger nur für die An- und Abreise zu betreten und auf weitere Flüge in Südostasien zu verzichten.

Scheint dies im ersten Moment gar nicht so abwegig, haben wir während der Reise viele Touristen getroffen, die oft zum Flieger als Transportmittel Nummer 1 gegriffen haben, und das obwohl manche Strecken nur wenige Hundert Kilometer betrugen. Natürlich kannst du uns auch ankreiden das wir überhaupt bis nach Südostasien und zurück geflogen sind, Urlaub kann man schließlich auch in Europa, oder auch in Deutschland machen. Wir sagen nicht das man komplett aufs Reisen verzichten soll, aber wenn, dann mit einem so kleinen ökologischen Fußabdruck wie möglich.

Der CO2 Ausstoß eine Fluges zwischen Bangkok und Chiang Mai zum Beispiel beträgt für eine Person pro Strecke bereits 326 kg. Bei der Entfernung von ca. 700km entspricht das etwa der Strecke Hamburg-München, die per Flieger ähnlich viel CO2 generieren würde. Mit dem deutschen ICE würde diese Strecke jedoch nur 57kg Kohlenstoffdioxid verursachen. Zahlen zu den alten Zügen, Bussen und weiteren öffentlichen Verkehrsmitteln in Thailand haben wir nicht finden können, aber sicherlich fallen diese immer noch geringer aus als mit dem Flieger. Wenn du genauere Zahlen kennst, dann bitte ab in die Kommentare damit und wir passen den Beitrag gerne an :-). Wenn dich auch interessiert wie viel CO2 du mit deiner Reise in die Atmosphäre ballerst, dann kannst du einfach bei Atmosfair die Emissionen berechnen, oder diese sogar kompensieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt für uns war, langsamer unterwegs zu sein und die Geschwindigkeit in der das Leben mit uns rast selber zu reduzieren. Vor allem wenn man in Berlin wohnt, gehört die alltägliche Hektik um einen herum oft zur Normalität. Da kann es dann schnell mal passieren, dass man Geschehnisse oder schöne Momente gar nicht richtig wahr nimmt und unbewusst etwas Tolles verpasst hat. Dies wollten wir während unserer Reise definitiv vermeiden. Außerdem kann es auch mal sehr schön sein, sich Zeit zu lassen bei dem was man tut 😉.

So sind wir von A nach B gereist

Definitiv durch viele Ortschaften, unzählig tolle Landschaften und traumhafte Szenerien. In einem Flugzeug hätten wir dies sicherlich nicht zu Gesicht bekommen.

Südostasien ist bekannt dafür zu improvisieren. Wenn du denkst es gibt keine Möglichkeit um von A nach B zu kommen, dann irrst du dich gewaltig. Irgendjemand fährt irgendwie immer! Am häufigsten haben wir den Bus als Transportmittel genutzt, um von einer Stadt in die Nächste zu gelangen. Dabei haben wir uns auf die lokalen Anbieter fixiert und meist die niedrigste Kategorie gewählt, in der immer schön fleißig gekuschelt wurde, da mehr Plätze als Sitze vergeben wurden. Ansonsten saßen wir auch mal im Zug, auf der Fähre, wobei der Magen durch starken Wellengang ein paar Luftsprünge gemacht hat, oder aber in Minivans, wenn es keine weiteren Optionen gab. Auch hier haben wir meist immer die niedrigste Option gewählt und auf VIP-Busse bzw. Express-Transporte verzichtet.

Innerhalb der Städte zählten lokale Busse, Straßenbahnen wie die MRT oder BTS in Bangkok oder aber Tuk-Tuks zu unseren Fortbewegungsmitteln. In ländlicheren Gegenden das Fahrrad oder Moped, je nachdem wie groß die Distanzen waren. Am häufigsten haben wir uns aber dazu entschieden, zu Fuß die Strecken zu absolvieren. Gerade für Sightseeing-Touren eignet sich dies hervorragend. Wir sind wirklich, wirklich viel gelaufen :D. Zwar hatte Martin seinen Schrittzähler dabei, diesen aber ständig vergessen. Grob geschätzt sind wir in den knapp vier Monaten 400 Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen. Gar nicht mal so schlecht bei einer stetigen Luftfeuchtigkeit zwischen 60-90%.

Durch unsere Wahl der Transportmittel kamen wir viel schneller mit Einheimischen und Mitreisenden in Kontakt und lernten somit sicherlich schneller mehr über Land und Leute kennen. So fühlte sich eine 10-stündige Fahrt auch mal nur wie eine 9-stündige Fahrt an :D.

Was uns bei der Unterkunft wichtig war

Noch vor ein paar Jahren standen für uns Mehrbettzimmer in einem Hostel auf der „Betten-Speisekarte“, während wir heute als Ü-30-Reisende doch gerne zum Privatzimmer tendieren 😊. Warum? Die Privatsphäre und Qualität der Nachtruhe sind unschlagbar, vor allem wenn man länger am Reisen ist. Auch wollten wir uns einen gewissen Standard bezüglich der Zimmer aufrecht erhalten, was allerdings kein Muss war. Wenn es nicht geklappt hat, was häufiger der Fall war, dann war es auch nicht schlimm. Manchmal haben wir uns auch extra solche Unterkünfte gesucht, die alles andere als Standardmäßig waren oder aber doch zu viert in einem Zimmer geschlafen. Anpassungsfähigkeit ist eine Eigenschaft die du spätestens während der Reise ausbauen wirst/solltest um mit den anderen Gegebenheiten vor Ort klar zu kommen. Wir wollten diese Erfahrung um alles mitnehmen.

Die Entscheidung in Privatzimmern unterzukommen trug ebenfalls zu unserem Ziel bei, familiäre Unterkünfte aufzusuchen, um die lokale Bevölkerung bei ihrem Business zu unterstützen. Preislich war es auch kaum ein Unterschied. Ob wir nun 4-7 € pro Person für ein Bett in einem Dorm mit bis zu 32 Betten gezahlt hätten oder aber 8-14 € für ein komplettes Privatzimmer. Nicht zu vergessen die Kontakte und Insider-Tipps, die dabei entstehen😉. Gerne hätten wir auch mehr im Bereich Homestay, Couchsurfing oder Airbnb gemacht, aber leider waren die Einheimischen auf diesen Portalen weniger aktiv, oder benötigten sehr lange zum Antworten. Mehrfach gesellte sich aber auch unsere Verplantheit dazu, haben wir doch häufig zu spät daran gedacht uns aktiv auf die Suche zu machen.

Letztendlich haben wir in Bambushütten, schwimmenden Bungalows, Hostels, privaten Unterkünften und einmal bei einem Homestay und im Hotel übernachtet. Also einmal alles mitgenommen 😊.

Wie wir Unterkünfte gesucht haben

Anfangs haben wir noch über die Buchungsplattformen wir Booking.com gebucht, schnell aber darauf verzichtet. Viele der Plattformen ziehen den Betreibern der Unterkünfte mit bis zu 15% Kommission das Geld aus der Tasche. Da sind wir lieber mobil geworden, sind umhergelaufen und haben persönlich in den Hostels, Hotels und Homestays nachgefragt. Positiver Nebeneffekt: durch die Gespräche kommt man erstens viel schneller mit den Menschen in Kontakt und Vergünstigungen sind ebenso machbar auf zwischenmenschlicher Ebene. Auch haben wir über verschiedene Reisblogs die eine oder andere Unterkunft ausfindig gemacht. Die einzige Plattform die wir aus unserer nachhaltigen Sicht unterstützen können ist bookdifferent.com (Link zur Seite), zwar ein Ableger von Booking aber zumindest wird ein Teil der Unterkunfts-Kosten bzw. der Buchungs-Provision für gute Zwecke gespendet. Dabei hast du die Wahl wohin das Geld geht.

Welchen Mehrwert uns das nachhaltige Reisen gegeben hat

Vor der Reise haben wir uns selber Ziele (worum es geht) in Bezug auf das nachhaltige Reisen gesetzt und waren sehr gespannt was es mit uns und vor allem unserer Reise macht. Einen Mehrwert hat es uns zu 100% in allen Hinsichten gegeben, da wir nicht nur einmal an uns und unseren Entscheidungen gewachsen sind, sondern jetzt gewissenhaft sagen können, das die Freude am Reisen definitiv nicht darunter leidet nur weil du versuchst deinen CO2-Fußabdruck zu verringern. Es gibt immer eine Möglichkeit, die Reise mit positivem Einfluss zu gestalten, und dies schon mit einfachen Schritten, auch in fernen Ländern. Das Ziel heißt: bewusst reisen.

Wir haben versucht lokale Transportmittel zu nutzen, in von Einheimisch betriebenen Unterkünften zu schlafen, in lokalen Restaurants und Straßenküchen zu essen, Aktivitäten zu meiden die sowohl das Land als auch die Tiere belasten, Floskeln in jeder Sprache zu lernen um sich mit den Einheimischen besser verständigen zu können, unsere Wasserflaschen regelmäßig aufzufüllen und unseren Müll und Glimmstängel so lange mitzutragen bis ein Mülleimer in Sicht war. All das und noch viel mehr haben wir mit großer Freude er- und gelebt und wurden dafür mit vielen neuen Eindrücken beschenkt.

Ganz Südostasien ist eine Schatzkammer der Sinne, sei es durch die verschiedenen Kulturen und Mentalitäten der Menschen, die für uns zum schreien witzigen Transportmittel, die atemberaubende Natur, die unterschiedlichsten Gerüche von Gewürzen und Speisen den interessante Sitten und Bräuchen oder aber die geschichtlichen Hintergründe. Wären wir im Eilverfahren und weniger nachhaltig durch die Länder gereist, wären uns sicherlich viele diese prägenden Momente verwehrt geblieben. Die Leute in diesen Ländern sind häufig sehr arm und das Gefühl, versucht zu haben sich anzupassen und die regionale Wirtschaft ein wenig unterstützt zu haben, ist ein sehr schönes Gefühl und ließ uns durchaus mit einem klein wenig schlechteren Gewissen in das Flugzeug gen Heimat steigen.

Was würden wir anders machen?

Generell möchten wir uns hier nicht als Gutmenschen darstellen, sondern auf Probleme aufmerksam machen. Denn wirklich was geleistet haben wir in dem Sinne auch nicht. Viele der Projekte an denen wir teilnehmen wollten, benötigten eine Zusage für mehrere Wochen, und diese Zeit hatten wir leider nicht, bzw. waren nicht darauf vorbereitet. Leichtsinnig dachten wir, dass es reichen würde, „einfach mal so vorbeizuschauen“. Eher nicht! Zum Beispiel gibt es die Initiative von TrashHero, bei der sich Menschen an festen Terminen zusammenschließen um Strände vom Müll zu befreien. Wir haben es tatsächlich kein einziges Mal geschafft daran teilzunehmen. Entweder gab es keine TrashHero Veranstaltungen in den Orten wo wir waren, oder wir hatten den Termin gerade verpasst bzw. verpassten ihn durch unsere Abreise.

Also, bei der nächsten Reise würden wir definitiv vorab viel mehr Planung investieren um auch wirklich aktiv werden zu können.

Fazit:

Südostasien können wir mit sehr viel Lob überhäufen, auch wenn es natürlich einige Aspekte gibt, die wir mit einem sehr kritischen Auge betrachten. Aber dies ist nur menschlich und in anderen Ländern scheinen die Sterne auch nicht immer ganz hell. Also, wenn du noch nicht da warst, dann nichts wie los. Aber bitte nachhaltig! 😉 Für uns hat es sich gelohnt und wir sind der Meinung das es auch vielen anderen Touristen eine Freude sein wird.

P.s. hier findest du nochmal alle Beiträge zu den jeweiligen Ländern: Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam.

Kannst du diese Einstellung zum Reisen nachvollziehen? Wie bist du bisher nachhaltig gereist? Teile uns deine Meinung gerne in den Kommentaren mit, wir freuen uns immer sehr über Feedback oder neue Gedanken 🙂

 

 

MindYourTrip:

Zeige Kommentare (14)

  • Hallo,

    ich kann eure Einstellung zum Reisen absolut nachvollziehen.
    Es ist richtig und wichtig, sich Gedanken über sowas wie CO2-Ausstoß zu machen.
    Wie ihr gleichzeitig rumgekommen, andererseits aber auch so nachhaltig wie möglich gereist seid, das hat mich beim Lesen gerade sehr beeindruckt.

    Macht weiter so!
    Liebe Grüße
    Ramona

    • Hi Ramona,

      vielen Dank für dein tolles Feedback :-)
      Wir hoffen damit doch einen kleinen Einfluss nehmen zu können und durchaus auch andere Reisende dazu motivieren, nachhaltiger zu reisen.
      Oftmals klingt es eher nach viel Aufwand, ist es aber gar nicht. Außer man möchte außerhalb Europas unterwegs sein. Damit meine ich die größeren Entfernungen, die, wenn man es wirklich nachhaltig machen möchte, nicht per Flieger zurückgelegt werden sollten. War aber bei uns auch nicht der Fall. ;-)

      LG,
      Martin

  • Hi,

    eine tolle Zusammenfassung. Habe allgemein eire Berichte verfolgt und muss sagen, toll formuliert und auf den Punkt gebracht. Wertvolle Tipps und schicke Fotos.

    Lg

    Steffi

    • Hi Steffi,

      danke, das hören wir gern :-D
      Welche Themen würdest du denn auch interessant finden, bzw. hier gerne darüber lesen?

      LG,
      Martin

  • Ich finde es ganz großartig dass ihr euch für eine nachhaltige Reise entschieden habt! Würde ich sofort so nachmachen, wenn ich vor hätte für längere Zeit ein Land zu durchqueeren! Einziges Problem hätt ich wohl mit den Unterkünften! Am Abend und zum Schlafen brauche ich meine Privtasphäre! Sonst bekomme ich kein Auge zu 😅 toller Beitrag 👍🏻 Lg Iris

    • Hi Iris,

      freut uns, das du ebenso nachhaltig reisen würdest. Davon brauchen wir mehr! :-)
      In unserer Wahl der Unterkünfte haben wir uns eigentlich fast immer für ein Privatzimmer entschieden. Da ging es uns ebenso wie dir, die Hostelzeiten sind adé, wir brauchen Ruhe hehe.

      Wie und wo würdest du z.B. nachhaltig reisen?

      LG,
      Martin

  • Wow! Das ist sicher ein tolles Erlebnis!

    Danke fürs Teilen Deiner Geschichte, hat Spass gemacht alles zu lesen!

    Hab ein schönes Wochenende!

    LG
    Jacqueline

  • ein wirklich spannender Beitrag! als ich vor 2 Jahren in nepal unterwegs war, haben wir auch nur den Bus genommen und natürlich unsere eigenen, gesunden Füße! ich meine dass man so auch viel mehr mit bekommt von Land und Leuten :)

    wünsche dir ein ganz wundervolles Wochenende,
    ❤ Tina

  • Hey du.
    Finde toll das du das ansprichst mit dem nachhaltigen Reisen. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.

    Liebste Grüße,
    Sandra.

  • If we had traveled through the countries in an urgent procedure and in a less sustainable way, many of these formative moments would certainly have been denied to us. The people in these countries are often very poor and the feeling of trying to adapt and having supported the regional economy a bit is very nice and allowed us to enter the house of the plane with a bit of awareness.

    Thank you very much!

  • Wenn nur ein Bruchteil aller Reisenden sich auch nur ansatzweise SO verhalten würde wir Ihr es macht gäbe es in vielen Ländern deutlich weniger Gemecker über die Touristen ...die wieder einmal ein Benehmen haben wie eine offene Hose. Vorbildlich, bitte mehr davon 👍

    • Hi Andreas,

      klasse, dass ist genau der Spirit den wir brauchen, den die Welt jetzt mehr denn je zuvor braucht!
      Wir hatten auch das Gefühl das sich der Tourismus so oft in die "falsche" Richtung entwickelt und mehr zerstört als aufbaut. Das es anders gehen kann haben wir auch in Vang Vieng erlebt (http://mindyourtrip.com/reisebericht/vang-vieng-weg-vom-sauftourismus-und-hin-zur-natur).

      Ob es immer erst eskalieren muss, bevor die Menschen merken das sich etwas ändern muss? Hoffentlich nicht. Dazu sollte, wie du schon meintest, jeder beitragen.
      Versuchst du ebenfalls nachhaltig zu reisen? Wenn ja, wie setzt du es um? Würden uns sehr über dein Feedback freuen.

      Vielen Dank :-)

      LG,
      Martin

  • Das mit dem nachhaltigen Reisen finde ich eine sehr gute Idee, die Schule machen sollte Ein ganz toller Bericht den ich mit Interesse gelesen habe.
    Liebe Grüße
    Sigrid

    • Hallo Sigrid,

      vielen Dank für deine Kommentar.
      Vielleicht geht der Beitrag ja noch viral :-D heute gibt es auf jeden Fall Nachschub zum Thema Nachhaltigkeit.

      LG,
      Martin

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