Was man über Kanchanburi wissen sollte

Kanchanaburi liegt ca. 130 km westlich von Bangkok in der gleichnamigen Provinz und ist ein kleines, süßes Städtchen mit viel Geschichte. In den westlich und nördlich gelegenen Bergen befinden sich ergiebige Edelsteinminen, die Saphire und Spinell zu Tage fördern. Neben der Landwirtschaft ist auch der Tourismussektor für viele Einheimische eine beständige Einnahmequelle geworden. Durch die Stadt fließt der Maenam Kwai Fluss, der sowohl vom Ufer aus als auch von Booten aus erkundet werden kann. Der Ort zieht bisher noch wenige Ausländische Touristen an, bietet aber viele Möglichkeiten, die Natur und die Stadt zu besichtigen.

Kanchanaburi – Eisenbahnromantik auf den Schienen Richtung West-Thailand

Kanchanaburi ist von Bangkok aus simpel per Zug oder Bus erreichbar. Wir haben uns für die Eisenbahnromantik und die ungefähr dreistündige Reise entschieden und uns noch fix Verpflegung am gegenüberliegenden Markt vom Bahnhof Thanburi geholt. Frisches Obst und Getränke werden aber auch noch im Zug zu genüge angeboten. Das Ticket ist sehr günstig und hat uns beide zusammen nur 200 Baht, ca. 5,50 Euro, gekostet.

Zugfahrt nach Kanchanaburi

Anders als auf den meisten Routen innerhalb Thailands gibt es auf dieser Route nur 3. Klasse Wagen. Absolut kein Grund zur Sorge und für uns genau das Richtige. Stell dir vor, du sitzt auf einer angenehm geformten Holzbank mit genügend Beinfreiheit und offenen Fenstern. Während der Fahrt steigen die Temperaturen außerhalb des Zuges wie gewohnt über die 30 Grad Marke, aber der Fahrtwind streichelt dich in den Schlaf. Das monotone Geräusch der sich relativ langsam fortbewegenden Bahn tut dann sein Übriges, wobei deine Schulter auch mal für ein Kissen eines weiteren Gastes genutzt werden könnte 😃 Wir hätten jedenfalls ewig weiter fahren können. Besonders, da der Zug nach dem Stopp in Kanchanaburi weiter nach Nam Tok fährt. Die Landschaftsidylle dorthin soll noch um einiges aufregender und schöner sein.

Unterkunft mit spektakulärer Aussicht

Unsere Unterkunft, das Tamarind Guesthouse, hatten wir bereits online gebucht, was eher unspektakulär ist. Umgehauen hat uns allerdings die Ankunft und die damit verbundene Aussicht von unserem Zimmer aus. Unser kleines Zimmer aus Bambusgeflecht schwamm direkt auf dem Fluss auf einer Art Bambus-Ponton. Dazu war es am Eingang noch mit einer kleinen Sitzterrasse ausgestattet von der aus einige Geckos unsere Tür bewachten. Auch das Bad war eine Besonderheit für sich, da man beim Duschen den Fluss durch den Holzboden unter sich schimmern sehen konnte. Solch eine Unterkunft hatten wir bis dato noch nicht erlebt und erfreuten uns umso mehr über den Glücksgriff der Online Buchung, auch wenn es ein wenig mehr hellhörig war.

Szenerie Kanchanaburi

Das Zimmer war wieder mit einem Ventilator ausgestattet, also weniger Stromverbrauch als eine Klimaanlage und besser für die Umwelt. Selbst bei tagsüber herrschenden 38 Grad kühlte das Zimmer gegen Abend recht schnell ab.

Kanchanaburi mit dem Roller erkunden

Eigentlich wollten wir die Stadt mit dem Fahrrad erkunden, woran nach kurzer Überlegung in der prallen Mittagshitze aber nicht mehr zu denken war. Das ist einer der Punkte, bei denen wir leider hin und wieder Abstriche zu Lasten der Umwelt machen müssen. Vielleicht doch nicht gerade Ende März/April nach Thailand reisen, an denen sich die Temperatur, Hitze und Luftfeuchtigkeit jeden Tag zu übersteigen versucht- hätte man auch nachlesen können. Für uns Mitteleuropäer ist es jedenfalls bei solch Temperaturen kaum auszuhalten. Zudem erstrecken sich die Ortschaften in Thailand meist über viele Kilometer, so dass Sightseeing-Plätze von großen Distanzen geprägt sind.

Tempel in Kanchanaburi

Per Roller war unser erster Anlaufpunkt also das JEATH War Museum. Ein Ort, der an die Unmenschlichkeiten gegen Ende des zweiten Weltkrieges erinnert. Zu der Zeit belagerten in Kanchanaburi die Japaner die Stadt und zwangen nicht nur Thailändische Kriegsgefangene, sondern auch unzählige Australier, Niederländer, Amerikaner und Engländer zum Bau einer Eisenbahnstrecke (die sogenannte Todeseisenbahn) in das benachbarte Myanmar. Die einzelnen Buchstaben stehen für die beteiligten Nationen. Nach unterschiedlichen Quellenangaben zufolge starben beim Bau der Todeseisenbahn zwischen 40.000 bis 90.000 Menschen. Das Museum hat täglich von 8:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet weniger als 2 Euro und das JEATH War Museum sollte bei einem Aufenthalt auf jeden Fall besichtigt werden.

Im gleichen Zuge sind wir dann noch mit dem Roller über die Brücke, vorbei am Wat Thewa Sangkharam Tempel gefahren, um die Chong Kai Alliierten Kriegsgräber zu besichtigen. Hier liegen ca. 7.000 Verstorbene, wieder ein Mahnmal und Zeichen wie unsinnig Krieg ist!

Die Brücke am Kwai – Kanchanburi bietet Geschichte zum Anfassen

Danach genossen wir die Fahrt entlang am Fluss und fanden einen riesigen Parkplatz, der komplett leer war. Also ideal für Sara und spaßig für Martin, um sich mit dem Roller auszutesten. Nach einer kurzen Instruktion vom Altmeister 🙂 schoss Sie über den Asphalt und manövrierte gekonnt gelassen vom Start zum Ziel. Da der Tag noch genügend Sonnenlicht bereit hielt, war es noch möglich, die berühmteste aller Touristen-Attraktionen von Kanchanaburi zu besichtigen – die durch den Film weltweit berühmt gewordene „Brücke am Kwai“, die einen Schauplatz voller historischer Tiefe zeigte. Der Film handelt vom Aufbau der Brücke durch Kriegsgefangene unter der Herrschaft der Japaner. Tatsächlich wurden am Khwae-Yai Fluss während des zweiten Weltkrieges 2 Brücken errichtet und später wieder durch die Alliierten zerstört. Der Film jedoch, wurde in Sri Lanka gedreht, während sich die Handlung auf die Geschehnisse in Kanchanaburi bezieht.

Brücke am River Kwai Kanchanaburi

Zeit zum Nachdenken

Nach einem eindrucksvollen, aber auch nachdenklich machenden Tag, ließen wir uns in einem Restaurant direkt am Fluss unweit vom JEATH War Museum nieder, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Den Abend haben wir dann während eines wundervollen Sonnenuntergangs auf unserer kleinen Terrasse ausklingen lassen. Die Luft war still, das Wasser ruhig, die Stadt bisher phänomenal anders und nach der ganzen Bangkok – Hektik ein Gewinn für unserer Seele.

Nachtansicht Khwae Yai Fluss Kanchanaburi

Der Erawan Nationalpark lockt mit einem Wasserfall der Extraklasse

Am nächsten Tag, immer noch auf 2 Rädern unterwegs, machten wir uns auf Achse zum Erawan Nationalpark um die Erawan Waterfalls (Wasserfälle), deren Namen auf einem dreiköpfigen Elefanten aus der hinduistischen Mythologie beruht, zu besichtigen. Laut Google Maps ca. 40 Kilometer von Kanchanaburi entfernt stellten wir nach mehr als einer Stunde Fahrt fest, dass es laut Straßenschildern doch mehr als 60 Kilometer waren. Ein Antrieb war für uns die zunehmend schöner und bergiger werdende Landschaft.

Vor dem Eingang des Nationalparks mussten wir feststellen, dass der Eintritt für Einheimische 30 Baht, aber für Ausländer 300 Baht, ca. 8 Euro pro Person, kosten sollte! Wir waren hin und her gerissen, da dies schon ein ziemlich krasser Unterschied war, aber auch das Wetter immer unbeständiger wurde. Diesig, trüb, dunkle Wolken im Hintergrund und ebenfalls nicht zu vergessen, die Unsicherheit, ob der Wasserfall in dieser Zeit überhaupt viel Wasser für uns parat hatte. Somit ließen wir von der Aussicht auf eine traumhafte Kulisse und Abkühlung ab und widmeten uns einer nicht geplanten und spannenden Weiterfahrt.

Aussicht auf See Nationalpark Kanchanaburi

Was man nicht alles entdeckt

So kam es, dass wir nur unweit vom Nationalpark entfernt eine andere Straße entlang fuhren, die hinauf zu einem abgelegenen Dorf führte. Klein und ruhig auf dem Berg gelegen konnten wir die Blicke weit schweifen lassen. Ein Aussichtspunkt ohne Vergleich.

Mittlerweile wieder auf dem Rückweg, legten wir noch mehrere Stopps ein. Zum Beispiel befand sich mitten an der Straße gelegen eine Anlage aus Häusern wie man sie eigentlich vom Baustil her in Skandinavien erwartet hätte, welcome to Asia! Einen weiteren schönen Zwischenstopp hatten wir in einem kleinen Dorf direkt am Fluss was zum Kamera zücken ermunterte um die Szenerie festzuhalten. Zuletzt wurden wir noch auf einen Staudamm aufmerksam, den wir auf der Hinfahrt nicht weiter beachtet hatten. Erwartet hat uns dort trübes Wetter, ein riesiger künstlich angestauter See und merkwürdigerweise ein Golfplatz direkt neben der Staumauer, welcome to Asia – Part 2!

Klein-Norwegen in Kanchanaburi

Blumen am Stausee Kanchanaburi

Bevor es zurück zur Unterkunft ging, haben wir uns noch ein Restaurant direkt auf dem Wasser gesucht, in dem wir an diesem Abend die einzigen „Farangs“ (ein in Thailand üblicher Begriff für Ausländer mit weißer Hautfarbe) waren und somit in viele erfreute Gesichter schauen konnte 😊 Den Rest des Abends verbrachten wir dann wieder mit der Arbeit am MindYourTrip Blog. Auch im Paradies muss mal etwas getan werden.

Fazit:

Kanchanburi bietet sowohl Touristen als auch Einheimischen einen Ort, dem es weder an historischer Relevanz noch an traumhaften Aussichten und Szenerien mangelt. Ein kleines Manko ist leider, trotz der geringen Einwohneranzahl von ca. 30.000 Personen, dass auch dort einige ältere ausländische Herrschaften leben, deren Präsenz auch die eine oder andere Bordsteinschwalbe anzieht. Schade, dass es selbst hier eine (sehr kleine) Rotlichtszene gibt.

Nachhaltigkeit ist in dieser Stadt definitiv möglich, mit der Anreise per Bus oder Bahn fängt es schon an. Für Hartgesottene bieten verschiedene Fahrradverleihe die Chance auf eine CO2-freie Erkundungstour der Stadt und unterschiedlichen Attraktionen. Der Fluss und die Landschaft drum herum laden zum Relaxen und tragträumen ein.

Wir halten die Stadt mit sehr positiven Gedanken in Erinnerung und kommen sicherlich noch einmal irgendwann zurück.

 

 

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2 Comments

  1. Ein toller Bericht und endlich mal ein Einblick in das etwas andere Thailand bzw. in eine weniger bekannte Gegend dort. 🙂

    • Martin Reply

      Hallo Carina,

      vielen Dank für dein Feedback :). Das sehen wir ebenso. Die Gegend ist noch relativ unbekannt, obwohl die Brücke am Kwai auch einige Reisende anzieht.

      2-3 Tage dort lohnen sich auf jeden Fall.

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