Was man über Koh Rong wissen sollte

Koh Rong ist eine relativ neue Gemeinde, die erst 2000 gegründet wurde. Um die Entwicklung zu fördern, hat Koh Rong eine Landkonzession von der kambodschanischen Regierung erhalten. Ein Konsortium hat der Royal Group eine 99-jährige Pacht gewährt. Im Jahr 2008 wurden Pläne veröffentlicht, Asiens erste umweltfreundliche Resort-Insel zu erschaffen. Hört sich gut an, bedeutet aber, dass ein internationaler Flughafen geplant ist, Straßen gebaut werden sollen, mehrere Häfen entstehen und alles auf Massentourismus ausgerichtet wird (Quelle: Adventure Adam).

Die Insel beherbergt vier Dörfer, besitzt keine asphaltierten Straßen und vor einiger Zeit war es noch üblich, dass der Strom nachts nicht verfügbar war. Das hat sich mittlerweile geändert. Auch auf Wi-Fi muss nicht verzichtet werden.

Obwohl der Großteil der Inseloberfläche noch mit Wald bedeckt ist, haben viele Jahre illegaler Holzeinschlag die Qualität und Gesundheit des Dschungels ernsthaft beeinträchtigt. Riesige, alte und langsam wachsende Laubbäume sind selten geworden, die ursprüngliche Baumvielfalt verschwindet und wird allmählich durch kommerzielle Monokulturen wie Kokos- und Ölpalmen, insbesondere an der Küste und im Tiefland, ersetzt.

Von Battambang über Sihanoukville nach Koh Rong

Die Busfahrt war ein Krampf. Nachts um 23 Uhr sollte es in Battambang losgehen, war aber nicht so. Nach einer Stunde Verspätung nahmen wir an, dass wir im richtigen Bus saßen. So wirklich einen Plan hatte niemand. Hinzu kam, dass im Bus Kakerlaken umher liefen, andere Mitfahrer sich zu dritt auf zwei Sitze quetschen mussten und der gesamte Gang mit vollgepackten Kartons zugestellt war :-D.

Bus von Battambang nach Sihanoukville

Während eines Zwischenstopps in Phnom Penh mussten wir den Bus wechseln, ebenso planlos wie bisher. Letztendlich verhalf uns der stärkste Kaffee aller Zeiten vielleicht dabei, doch noch alles über die Bühne zu bringen. Unser jetziger Busfahrer hatte es sich von der ersten Minute an als Ziel gesetzt, einen neuen Rekord im Hupen aufzustellen. Kein Witz, ca. alle 5 Sekunden ertönte das mächtige Gerät zur Erzeugung von Schallzeichen. Ganz egal ob der Weg frei war oder nicht. Es musste gehupt werden. Nach ca. 5 Stunden konnten wir, gemeinsam mit unserem neuen Freund „Tinnitus“, den Bus in Sihanoukville verlassen.

Um auf die Insel zu gelangen, hast du von Sihanoukville aus die Wahl zwischen zwei Fähren, einerseits die High-Speed Fähre (teurer) und andererseits die normale Fähre (günstiger, aber langsam). Man ist also zwischen 40 Minuten und zweieinhalb Stunden unterwegs um Koh Rong zu erreichen.

Auf der Suche nach einer Unterkunft

Wenn auf uns schon das Strandleben wartete, dann wollten wir uns auch so verhalten. Dementsprechend hatten wir vorab keine Unterkunft gebucht, sondern setzten uns in den Kopf, lässig am Strand entlang nach einer Bleibe zu suchen. Vorabreservierung wäre aber in diesem Falle doch die vermeintlich bessere Variante gewesen. Eine Unterkunft nach der anderen nahmen wir unter die Lupe und liefen den Strand immer weiter. Das Problem lag eher darin, dass sich die günstigen (und teilweise guten) Unterkünfte direkt am Pier befanden, dort wo es nach Schiffsdiesel roch, das Partyvolk vertreten war und leider auch der Strand und das Wasser nicht wirklich einladend aussahen. Die Verunreinigung des Meeres ist auf Koh Rong mittlerweile ein großes Problem.

Bungalows Koh Rong Stelzen

Nach ca. 2 Stunden der ergebnislosen Suche hatten wir fast aufgegeben, waren mittlerweile bis ans Ende des Strandes gelaufen und wollten nur ungern die einzige bisherige Option wahrnehmen. Im letzten Moment und bereits im Wald verborgen, befanden sich die Tree House Bungalows. Und tatsächlich, freie Zimmer zu einem fairen Preis waren verfügbar. Jackpot, zwar nicht für unser Budget, aber für unser Wohlbefinden und das absolute Beach- und Regenwaldfeeling.

Strandtage

Am zweiten Tag erkundeten wir noch ein wenig die kleine Ortschaft und machten uns dann auf den Weg zum Strand. Genauer gesagt zum 4K Beach. Dieser nicht wirklich 4 Kilometer lange Strand war weniger stark besucht und etwas abgelegen vom Hauptstrand neben dem Pier, aber von unserer Unterkunft aus schnell und einfach zu erreichen. An einer kleinen Bar, samt Liegestühlen im weißen Sand, ließen wir unsere sonnenhungrigen Körper nieder und verfielen sofort in absolute Gelassenheit. Klares Wasser, blauer Himmel, grüne Landschaften im Hintergrund und eine kleine Insel vor uns machten die Szenerie unbeschreiblich schön.

Liegstühle am Strand Koh Rong

Auch am nächsten Tag waren wir wieder dort, trafen noch ein paar Bekannte die wir im Hostel in Sihanoukville kennengelernt hatten und gönnten uns einige, unglaublich frische Shakes. Ein leichter Sonnenbrand machte sich bemerkbar und in der Ferne zog ein Sturm über der benachbarten Insel Koh Rong Saloem auf.

Früh aufstehen für den Sonnenaufgang

Die Stromversorgung auf der Insel ist nicht immer in bester Verfassung. Einer der mehreren Stürme, die wir während unserer Zeit auf Koh Rong miterlebten, legte dann auch unseren Bungalow lahm. Leider mitten in der Nacht. Es war komplett schwarz. Der Mond schien nicht aufgrund der Wolken und unsere Handys hatten kaum genügend Akku um einige Minuten mit der Taschenlampe durchzuhalten.

Umringt von Wald und vielen unbekannten Tierlauten, unzähligen quakenden Fröschen und der Hitze, die ohne den Ventilator wieder spürbar zunahm, konnten wir kaum schlafen. Wahrscheinlich waren wir umzingelt von XXL-Geckos die uns lebendig gefressen hätten, wäre da nicht das Mückennetz um uns herum. OK, vielleicht haben wir hier auch ein wenig übertrieben, aber du kennst sicherlich Geckos und weist das diese meist nur wenige Zentimeter groß werden?! Uns ging es jedenfalls so, bis wir auf Koh Rong mehrere Begegnungen mit XXL-Geckos in unserem Bungalow machten. Die sind wirklich riesig!

Sonnenaufgang Koh Rong 2

Als nach einigen Stunden endlich die ersten Umrisse erkennbar waren, nutzte Martin die verbesserten Lichtverhältnisse, schnappte sich die Kamera und ging zum Strand um den Sonnenaufgang vor Koh Rong einzufangen. Der Strand war menschenleer, die Wellen gemäßigt und der Sturm der Nacht war längst vorbei, als der Himmel sich zu öffnen begann und schillernde Farben das Firmament und dessen aufbrechende Wolkendecke verzierten. Die Sonne kroch aus ihrem allnächtlichen Versteck und hüllte die Insel in einen fulminanten Prachtschleier aus Farben.

Tagesausflug mit Adventure Adam

Der vierte Tag auf unserem Eiland sollte großes Verheißen. Unser Ausflug mit Adventure Adam stand in den Startlöchern. Am Tag zuvor hatten wir per Zufall seine Bar gefunden, wurden von ihm angesprochen und vertieften uns in ein Gespräch mit ihm über Land, Leute, Insel und die Kultur. Wenig später buchten wir eine Tagestour für 25 US Dollar pro Person.

Mit ungefähr 20 anderen Ausflüglern ging es aufs Boot und los in Richtung Meer. Während der ersten halben Stunde erklärte uns Adventure Adam so einiges über die Insel. Adam ist Engländer, vor drei Jahren auf die Insel gekommen und hat erst als Tauchlehrer gearbeitet, bevor er sich vor anderthalb Jahren den jetzigen Spitznamen Adventure Adam einfing. Ihm zufolge planen Großinvestoren die Insel in ein neues Koh Samui zu verwandeln. Resorts, neue Straßen durch den Regenwald, ein internationaler Flughafen und was sonst noch so dazugehört um den Massentourismus so richtig in Schwung zu bringen.

Bootstour Adventure Koh Rong

Zumindest hat die Regierung in beinahe letzter Sekunde Schlimmeres verhindert. Der neue Pier, der extra von den Konzernen gebaut wurde um schwere Maschinen auf die Insel bringen zu können, wurde vorerst gestoppt.

Schnorcheln an der Ostküste

Unser erster Halt galt dem Schnorcheln. Für uns beide war es bereits sehr lange her als wir das letzte Mal eine Taucherbrille samt Schnorchel nutzen konnten. Das Meer war ruhig, die Küste nah und jeder Teilnehmer der Tour im Wasser. Leider gab es außer unzähligen Wasserigeln nicht viel zu sehen. Ein paar Fische und ansonsten meist abgestorbene Korallen ließen die Erwartungen an den zweiten, aber späteren, Schnorchel-Stopp wachsen.

Unser eigenes Abendessen angeln

So setzte sich unser Boot nach dem ca. 20-minütigen Aufenthalt im Meer wieder Richtung Norden in Bewegung. Unter strahlend blauem Himmel und der angenehmen Sonne ließen wir Anker und Adventure Adam gab Instruktionen wie wir mit den selbst gebauten Angeln den größten Erfolg erzielen können. Wir mussten uns auf beide Seiten des Boots verteilen um ein Gleichgewicht herzustellen. Das führte leider des Öfteren dazu, dass sich Angelschnüre gegenüberliegender Angler verhedderten und man sich grundlos darüber freute einen Fisch gefangen zu haben, bis man feststellen musste, dass es doch nur die Schnur des jeweils anderen war, die man ins Boot ziehen wollte. Bedauerlicherweise gingen wir leer aus, doch unsere Truppe brachte es schließlich auf sechs Fische, die dann später beim BBQ zubereitet werden sollten.

Besuch in einem Fischerdorf

Gut gelaunt, trotz des Misserfolgs beim Angeln, legten wir einen kurzen Stopp ein, bei dem jeder seine Schwimmkünste gegen die unglaublich starke Strömung testen konnte. Das war wirklich Adventure, obwohl wir nur zwei Meter vom Boot entfernt ins Wasser sprangen um auf der anderen Seite wieder einzusteigen, waren immense Kräfte nötig um dort überhaupt hinzugelangen. Sowas kannten wir noch nicht, ähnlich ging es allen anderen. Wieder mit Luft in der Lunge fuhren wir bis auf 200 Meter an die Küste heran. Dort war das Wasser erstaunlicherweise bis zum Strand nur hüfthoch.

Im Dorf angekommen fiel Adam auf, dass einer der Teilnehmer verschwunden war. Nach 20 Minuten ergebnisloser Suche holte er Hilfe im Dorf, nur um dann zu erfahren, das der Vermisste dort bereits gesichtet wurde und sich eine Cola gönnte.

Fischerdorf Koh Rong

Mit dem Kauf von frischem Kaffee, Eiskaffee oder Kokosnussöl kann man die lokale Gemeinschaft im Dorf unterstützen. Adam legt bei seinen Touren einen großen Wert darauf, dass Leben der Dorfbewohner nachhaltig zu verbessern. Später gab es Leckerbissen aus dem Wok als Snack und kambodschanischen Whiskey zu verkosten.

BBQ unter Palmen

Am nördlichen Ende von Koh Rong angekommen zog ein Sturm auf, der Adam dazu veranlasste, nicht um den übrigen Teil der Insel weiter zu fahren. Wir ankerten an einem nahezu einsamen Strand unter drohenden Wolken. Einzig eine Bar gab es dort. Unser fangfrischer Fisch war bereits zubereitet. Die Besatzung des Boots hatte sich während unseres Dorfrundgangs darum gekümmert. Alle schlemmerten genüsslich und zufrieden, während wir vor dem Regen Schutz suchend unter ein paar Dächern aus Palmenblättern saßen.

Der Entdeckergeist in Martin war erweckt. Noch bevor sich jemand anderes den Strand vorknüpfte schlenderte er im seichten Regen an den brandenden Wellen entlang. Da war sie, die Versuchung schlechthin. Dabei ging es nicht um eine exotische Schönheit im knappen Bikini, sondern eine überdimensional große Schaukel, aufgespannt zwischen zwei Palmen :-). Yes! Und kein Mensch weit und breit in Sicht. Ideal für ein Strandfeeling an einem einsamen Strand. Nach etlichen Fotos auf der Schaukel ging es weiter mit dem Boot. Der ganze Tag war bisher bereits sehr beeindruckend, jedoch sollte die Tour noch mit einem Kracher enden.

Martin auf Schaukel Koh Rong

Sonnenuntergang in einer einsamen Bucht

Auf der Fahrt zurück begann das Unwetter erst so recht zu wüten. Regen peitschte aus allen Richtungen in unser Boot. Wir waren spärlich bekleidet, die Sonne war nicht mehr zu sehen und das kühle Regenwasser ließ unsere Körper zittern. Mit nassen Handtüchern bedeckten wir uns und waren trotz der hohen Wellen, der Kälte und des Windes im siebten Himmel. Was für ein Erlebnis. Genau in solchen Situationen fühlt man sich lebendig, in eine andere Welt versetzt und euphorisiert von den absolut unnormalen Bedingungen oder Situationen.

Ein wenig später war der Spuk vorbei. Wir erreichten eine Bucht, abermals mit leerem Strand und verbrachten noch im Wasser planschend die letzten Minuten bis zum Sonnenuntergang. Phänomenal versenkte sich der gelbe Planet hinter den Auswüchsen tropischer Vegetation und ließ Wolkenformationen in feuerrotem Ton erstrahlen.

Sonnenuntergang vom Boot aus

Schwimmen im bio-lumineszierenden Plankton

Jetzt geht’s ab. Schwimmen im WAS? Bio-lumineszierendes Plankton leuchtet im Wasser. Die Kleinstlebewesen senden Lichtsignale aus, sobald sie berührt werden. Das ist total irre. Davon hast du eventuell schon einmal gehört?! Wir wussten bis zu unserer Ankunft auf Koh Rong überhaupt nicht, dass es dort bio-lumineszierendes Plankton gibt.

Es war stockfinster, nur in der Ferne leuchteten am Ufer einige Lichter. Das Boot war still, alle Lichter hier ebenfalls aus. Alle Teilnehmer sprangen meist furchtlos ins Wasser. Mit jedem Platscher erstrahlten tausende von kleinen Planktonteilchen und erhellten das Wasser für den Bruchteil einer Sekunde.

Es ist, also ob man durch die Milchstraße schwimmt! Wir können es leider kaum in Worte fassen. So etwas musst du mal erlebt haben.

Fazit:

Koh Rong ist mehr als nur einen kurzen Besuch wert. Natur in Hülle und Fülle, Strände wie sie so menschenleer kaum noch irgendwo sind und klares Meereswasser lassen kaum zu wünschen übrig. Aber auch hier gibt es die Schattenseiten. Sei es der Hafen mit der modrig riechenden Bucht, der Müll der tagtäglich und vielerorts an die Strände gespült wird, oder die zunehmende Backpacker-Dichte samt Bars.

Jedoch kann man sich all dieser negativen Einflüsse recht schnell entziehen. Zu Fuß kann man die Strände erkunden und findet, zumindest war es bei uns während der Nebensaison so, ausgesprochen schöne Plätze am Meer, oder auch im Wald.

Auf der anderen Seite kannst du aber auch aktiv werden. Adam unternimmt zweimal pro Woche Strandsäuberungen.

2 Comments

  1. Sehr schöner Blog ihr beiden! Ich breche im Oktober zu einer längeren Reise nach Süd-Ost Asien auf und lasse mich grade wunderbar von eurem Blog inspirieren. Tolle Beiträge, macht weiter so!

    • Hallo Kerstin,

      können wir bitte mitkommen :-)?
      Schön, dass Du so ein tolles Ziel vor dir hast und wir dich mit unseren Beiträgen inspirieren können. Das freut uns sehr!

      Wo genau möchtest du hin?

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