Was man über Battambang wissen sollte
Battambang ist nicht gerade die erste Stadt an die man denkt, wenn es um Kambodscha geht. Dennoch ist sie nach Phnom Penh und Siem Reap, mit 180.000 Einwohnern (Stand 2008) die drittgrößte im Land. Der Tourismus entwickelt sich seit den letzten Jahren zunehmend, steckt allerdings immer noch in den Kinderschuhen. Die Stadt bietet mit ihren französischen Kolonialbauten eine verschlafene Atmosphäre, die nur durch wenige Attraktionen unterbrochen wird. Es ist noch gar nicht so lang her, dass der „Bamboo Train“ in Battambang von einem Insidertipp zu einem voll ausgereiften Touristenspektakel wurde. In der Stadt selber beschränkt sich das Sightseeing auf wenige Stationen. Es ist eher die umliegende tropische Landschaft, die die Besucher anzieht.
Rein wirtschaftlich gesehen ist die Stadt wohlhabender als große Teile Kambodschas. Fruchtbare Böden erlauben den Reisbauern oftmals eine doppelte Ernte im Jahr. Der Überschuss wird in Kambodscha und zum internationalen Export angeboten.

Wie man von Siem Reap nach Battambang kommt
Battambang ist ca. 3-4 Stunden von Siem Reap und 6-7 Stunden von Phnom Penh entfernt und im Prinzip nur mit einem Bus, Taxi, Tuk-Tuk oder Boot erreichbar. Auch wenn die Stadt über einen Flughafen und einen Bahnhof verfügt, findet man dort heute anstelle von Menschen wuchernde Pflanzen und das Grün der Natur, da sie nicht mehr in Betrieb sind.
So entschieden wir uns für die Fahrt mit dem Bus und zahlten 5 US Dollar pro Person. Die Fahrt war kurz und angenehm, und endlich mal unter 10 Stunden :-).
Ankunft in Battambang
Die Ankunft in Battambang war schon ein Highlight an sich. Mit dem Bus noch einfahrend zur Bushaltestation im Nirgendwo, sahen wir schon von weitem ein Dutzend Tuk Tuk- Fahrer freudig auf uns wartend und Hände wedelnd. Auf den letzten Metern rannte die grinsende Herde dann sogar neben dem Bus her, klopfte an die Scheibe und versuchte uns schon durch die Scheibe in bester Verkäufer-Manier verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten anzupreisen. Was ein Spaß. Schon nach dem ersten Schritt aus dem Bus hatte uns ein älterer Herr für sich gewonnen, dessen warmem und herzlichem Lächeln einfach nichts abzuschlagen war. Phi Lay war um die 60 Jahre alt und sehr behilflich bei der Unterkunftssuche. Während der Fahrt erfuhren wir so einiges über ihn und sein Leben und recht schnell hatten wir uns dann auch dazu entschieden, am folgenden Tag eine Tagestour mit ihm zu unternehmen. Am Ende viel unsere Wahl auf ein Hotel, welches gut, günstig und mit einer super Dachterrasse und Whirlpool ausgestattet war. Das war doch mal easy.
Es goss & wir kippten
Es war früher Nachmittag als wir eincheckten und die Wolken hingen bereits tiefdunkel über der Stadt. Eine Stunde später startete dann auch der erwartete Megamonsunregen. Ziemlich passend also, dass die Happy Hour um 16 Uhr auf der Dachterrasse begann. Mit unseren zwei neu gewonnenen Mitreisenden, einem Österreicher und einer Chinesin, gesellten wir uns nach oben und testeten die ersten Cocktails, während der Regen nicht zu enden scheinen wollte. Nun gut, dann wird das Hotel eben nicht mehr verlassen – Happy Hour Olé! Als dann auch noch plötzlich und nichtsahnend die ehemalige Arbeitskollegin von Martin plus Freund die Terrasse betrat, war der Abend eine reinste Überraschung. Draußen die Sintflut und drinnen die Cocktailflut 😃.
Tagestour mit Phi Lay im Tuk-Tuk
Bevor die Tour morgens um 9 Uhr losging, gab es auf dem kleinen Markt nebenan noch schnell ganz traditionell eine Nudelsuppe. Am Anfang recht gewöhnungsbedürftig, mit der Zeit aber eine wundervolle Abwechslung zum alltäglichen Omelett, Baguette oder Obst.
Während der Tour erfuhren wir immer mehr über Phi Lays erschreckende Vergangenheit. Phi Lay ist ein Überlebender der roten Khmer und der einzige Überlebende seiner Familie. Er hat sich selbst über Monate in Wäldern oder Feldern versteckt, sich von Gras und allem was er finden konnte ernährt, dreckiges Wasser getrunken und sogar eine schlimme Form von Malaria überlebt. Man kann sich einfach nicht vorstellen, was dieser Mann alles durchmachen musste. Er ist einfach bemerkenswert, weil er die Freude am Leben wiedergefunden hat, mittlerweile seine eigene kleine Familie gegründet hat und jedem mit seinem warmen und ehrlichen Lächeln ansteckt. Hut ab Phi Lay, wir haben dich direkt in unser Herz geschlossen.
Ein morgendlicher Besuch auf dem traditionellen Markt
Unsere erste Anlaufstation war der traditionelle Markt direkt in Battambang. Phi Lay war überzeugt davon, dass solch ein Markt neu für uns sein würde und sollte damit auch ein wenig recht behalten. Schon beim Durchlaufen der Gassen kamen wir gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Es wimmelte nur so an auf dem Boden sitzenden kambodschanischen Frauen, die vor unseren Augen Fische, Frösche, Schlangen oder anderes Getier zum Abtransport köpften, häuteten und zurecht schnitten. Zuvor konnte man sich diese lebend selber aussuchen. So kam es auch mal vor, dass der eine oder andere fliehende Frosch den Weg kreuzte, wieder eingefangen und dem Besitzer übergeben wurde und kurz darauf nicht mehr fröhlich umherhüpfte. Für einen Europäer ziemlich makaber, für die Einheimischen ganz normal. Dazu fand man auch die üblichen Essens-, Kleider-, Accessoires- und Fressstände vor.
Abschreckende Krokodilfarm in Battambang
Danach ging es weiter zur Krokodilfarm, welche wir von uns selber aus niemals angesteuert hätten, aber aus Freundlichkeit eine Chance geben wollten. Diesmal sollten wir Recht behalten. Schon als wir ankamen, sahen wir ein kleines Krokodil in einem kleinem Behälter, welches als nahes „Anschauungs- und Anfassobjekt“ gehandelt wurde. Unser Guide nahm es freudestrahlend in die Hände und wollte es auch uns übergeben – wir lehnten aber freundlich ab.
Danach ging es weiter zu den Gehegen, in denen wir ca. 500 Krokodile vor sich hin faulenzend antrafen. Wir fanden heraus, dass die Krokodile dort gezüchtet werden, um danach größtenteils zum Essen oder für die Weiterverarbeitung zu Mode nach China und Vietnam verkauft werden. Die Tiere leben dort auf engstem Raum und haben kaum Bewegungsfreiheit, was ehrlich gesagt keine schönen Lebensbedingungen sind. Schade.
Am Ende war der Besuch sicherlich eine interessante Erfahrung, da es unser Bild und unsere Ansichtsweise nur verstärkt hat und wir somit gerne davon abraten möchten, solch Farmen zu besuchen. Der Eintritt hat übrigens 2 Dollar pro Person gekostet.
Der Bambuszug – Die etwas andere Bahnfahrt
Unser nächstes Ziel war der freudig erwartete Bambuszug. Hierbei handelt es sich um ein auf zwei Achsen gelegtes rechteckiges Bambusgeflecht, welches von einem kleinen Motor angetrieben wird, bis auf 40 km/h beschleunigt und eine Strecke von ca. 15 Kilometern absolviert. Für die lokale Gemeinde war der Bambuszug früher eine günstige Variante zum Transport von Menschen und Gütern, heute ist es eigentlich nur noch eine Touristenattraktion. Angeblich soll die Strecke bald ihr jähes Ende finden, vielleicht bleibt sie aber auch aufgrund der hohen und positiven Nachfrage weiterhin bestehen. Wir wissen es nicht.
Nachdem wir uns gemütlich auf die Bambusmatte platzierten, ging es dann auch schon rasant und schnell auf der holprigen Strecke los. Wir befanden uns gefühlt auf einem fliegenden Teppich, preschten über das nicht mehr allzu gerade Gleis und wurden unerwartet immer mal wieder in die Luft erhoben. Cool. Da es auf dieser Strecke nur das eine Gleise gibt, ist Gegenverkehr natürlich ziemlich offensichtlich. Wer in der Minderheit ist muss absteigen, das Bambusgeflecht inklusive Achsen von den Schienen heben und den Anderen Vorrang gewähren. So packte auch Martin fleißig beim Ab- und Aufbauen mit an, damit wir unseren Weg schnell wieder fortfahren konnten :-).
Nach ca. 30 Minuten erreichten wir das Ende der Strecke und erblickten eine kleine Verkaufsstelle mit Kleidung und Getränken. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es dann wieder mit 40 km/h fliegend zurück zum Bambuszug Bahnhof. Für die Fahrt haben wir 5 Dollar pro Person einschließlich Trinkgeld für den Fahrer gezahlt.
Crashing einer Hochzeitsgesellschaft
Nachdem wir das Tuk-Tuk wieder gesattelt hatten, kamen wir überraschend an einer Hochzeitsgesellschaft vorbei. Somit hielt Phi Lay direkt an, damit wir gemeinsam zum Eingang der Hochzeitslocation gehen konnten, um das bunte Geschehen zu bestaunen. Nur ein paar Minuten zuvor hatte sich das Brautpaar zusammen mit den engeren Familienangehörigen eingefunden und versammelt, um ein paar wundervolle Fotos zum Andenken zu schießen. Was ein Treiben, wow!
Chillis for free
Danach ging es weiter zur Chillifarm und wir konnten es kaum abwarten, endlich wieder frische, scharfe Chillis vom Busch abzureißen, in den Mund zu stecken und hochroten Kopfes zu seufzen 😃.
Da sich die kleine Chillifarm direkt am Fluss befand, sahen wir von weitem zwei Fischer, die fleißig dabei waren, ihre Beute einzuholen. Wir gesellten uns ebenfalls kurzzeitig zu ihnen, stellten ihnen ein paar Fragen und sahen dem Fang erwartungsvoll entgegen.
Mittagspause am See
Nachdem sich die Fischer ihren Fisch für den Abend gefischt hatten, bemerkten auch wir unseren immer lauter werdenden grummelnden Magen. Pause war angesagt. So fuhren wir zu einem kleinen See, der auf jeder Seite von kleinen Bambushütten umgeben war. Wir bestellten unser Essen, bekamen übergroße Portionen überreicht, hängten danach die Hängematten zum Chillen auf und begaben uns in die nötige bauchstreckende Waagerechte zum Verdauen.
Unser Österreichischer Begleiter wollte zu allererst das Wasser zur Abkühlung testen und sprang mit voller Euphorie hinein. Abkühlung? Fehlanzeige! Das Wasser war wohl wärmer als die Außentemperatur und wir glücklich, draußen geblieben zu sein 😃.
Aufstieg auf den Phnom Sampeau Berg
Wieder gestärkt fuhren wir zum ca. 15 Kilometer entfernten Phnom Sampeau. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Berg, der verschiedene Ebenen mit Statuen, Tempeln und Pagoden bereithält. Des Weiteren ist der Phnom Sampeau für seine „Killing Caves“ bekannt. Die Höhle diente den Roten Khmern damals als Folterstätte für ihre Feinde und wird heute zum Gedenken genutzt.
Da der Anstieg zu stark war, stiegen wir vom Tuk-Tuk, kauften ein Ticket für ca. zwei Euro pro Person und nahmen die Füße in die Hand, um den Berg zu erklimmen. Anfangs noch fit wie ein Turnschuh, wurden wir schon nach kurzer Zeit immer langsamer, die Klamotten mal wieder triefender und die Geräusche wie immer hechelnder. Auf dem Weg sollten wir an mehreren frechen Affenfamilien vorbeikommen. Wir verstauten also unsere Brillen und losen Gegenstände in der Tasche und tanzten im Zickzack um die Affen herum. Zum ersten Mal lobten wir den Selfiestick unserer chinesischen Begleitung, da sie mit diesem erfolgreich die Affen von uns fern hielt :D.
Aussichtsplattform ohne Grenzen
Die Abzweigung zu den „Killing Caves“ haben wir leider verpasst, wollten aber auch nicht umkehren, da es immer dunkler um uns herum wurde und wir von weitem schon die Blitze zucken sahen. So passierten wir auf unserer ersten Ebene einen großen sitzenden Buddha und ein paar kleine Statuen, stiegen ein paar weitere Stufen empor, kamen an einem weiteren kleinen Tempel vorbei und bogen in einen bewachsenen Weg ein, an dessen Ende wir zwischen ein paar Felsformationen zwei zusammengeschusterte Bambusleitern vorfanden die wir bezwangen. Wir waren am allerhöchsten Punkt des Berges angelangt und wurden mit der unglaublichsten, kilometerfreien Sicht belohnt. Wahnsinn!
Danach ging es zur obersten Pagode, die wir einmal umkreisten und auf uns wirken ließen, bevor wir über einen anderen Weg wieder hinabstiegen.
Das Spektakel Fledermaushöhle
Unser letztes Ziel war eine Fledermaushöhle, die sich am Fuße des Berges befand. Passend zum Sonnenuntergang schauten hunderte Touristen gespannt auf den Ausgang des Vampirreiches, die Höhle, in der mehrere Millionen Fledermäuse leben. Anfangs flogen nur wenige der quirligen Tiere am Ausgang der Höhle entlang. Das Treiben nahm stetig zu und weitere dutzende Tiere gesellten sich nach und nach dazu. Die Anspannung unter den Zuschauern stieg. Mit einem Mal brachen die Tiere aus ihrer Formation heraus, verließen die Höhle und verschmolzen zu einem nicht versiegenden Strom aus fliegenden Blutsaugern. Dieses Schauspiel war einfach einzigartig!
Es kann bis zu einer Stunde dauern, bis alle Fledermäuse die riesige Öffnung im Berg verlassen haben. Ihr Ziel sind die umliegenden Felder und deren Heuschrecken sowie andere Insekten. Wie ein großer Staubsauger fegen die Fledermäuse durch die Nacht und befreien die Felder von den gefräßigen Heuschrecken. Sie füllen nicht nur ihren eigenen Magen, sondern bewahren die Bauern auch vor Ernteverlusten von mehreren Tonnen pro Jahr.
Direkt mit der letzten Fledermaus begann es dann auch schon wie erwartet aus allen Kübeln zu schütten, sodass wir schnell zum Tuk-Tuk rannten. Auf dem Heimweg zum Hotel ließen wir die unterschiedlichen Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren und bedankten uns am Ende ganz herzlich bei Phi Lay für den unglaublich schönen und beeindruckenden Tag.
Wer reisen kann, kann auch warten
Der nächste Tag war trüb und gefüllt mit einem immer wiederkehrenden Regen. Wir besorgten uns die Tickets für den späten Nachtbus nach Sihanoukville, verließen das Hotel nur um in unserem Lieblingsrestaurant essen zu gehen und verbrachten die restliche Zeit auf der Dachterrasse des Hotels. Gegen 22 Uhr am Abend sollte uns ein Pickup-Auto zur Bushaltestation bringen, wo uns angeblich unser Schlafbus erwarten sollte. Mehr Informationen hierzu gibt es dann im nächsten Beitrag zu Koh Rong bzw. Sihanoukville 😉.
Fazit:
Battambang hat uns sehr gefallen. Die Einheimischen sind herzlich, die Natur um die Stadt ist sehenswert und von Touristen ist die Stadt bisher weitgehend verschont geblieben. Es gibt zwar nicht besonders viel zu sehen und zu erleben, aber als Zwischenstopp für ein paar Tage macht Battambang unserer Meinung nach eine ziemlich gute Figur. Erreichbar ist die Stadt zudem auf relativ nachhaltige Weise, da es keinen Flughafen in Betrieb gibt.